Zitiert: „Die Hölle liegt für Auslandsjournalisten in den Strukturen“

Der Himmel-und-Hölle-Preis der Freischreiber 2022 stand ganz im Zeichen der Auslandsberichterstattung. Freischreiber rückt damit Redaktionen oder Einzelpersonen in Rampenlicht, die sich in besonderer Weise um den freien Journalismus verdient machen – oder diesen schädigen. In einer Zeit, die geprägt ist von Kriegen und Krisen in der Welt, wählte der Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten den Schwerpunkt Auslandsberichterstattung.

Deshalb gehörten in diesem Jahr der Jury neben dem Vorstand von Freischreiber auch Leonie March an, Vorsitzende von Weltreporter, dem größten Netzwerk deutschsprachiger Auslandskorrespondent*innen. …

Die Arbeitsbedingungen für freie Auslandskorrespondent*innen verschlechtern sich immer weiter: Zeilenhonorare sind seit Jahren auf demselben niedrigen Niveau eingefroren, manche Verlage haben sie im Gegenteil sogar gekürzt. Mit Total-Buyout-Verträgen verhindern viele Medienhäuser, dass Freie ihre Recherchen für mehrere Kunden aufarbeiten, wie es wirtschaftlich sinnvoll und notwendig ist. Häufig weigern sich Medienhäuser, Reisekosten zu übernehmen. „Damit entziehen Verlage und Sender den Auslandskorrespondent*innen – und hier vor allem den freien – nach und nach ihre Arbeits- und Lebensgrundlage“, sagte März. …

Freischreiber klagt daher alle Redaktionen an, die sich zu wenig um ihre Auslandsfreien kümmern, sie schlechte bezahlen, sie ausbooten und knebeln. Doch März’ die Kritik richtete sich auch an die Bundesregierung: „Wir klagen die deutsche Politik an, die Auslandsfreien keine rechtliche Sicherheit bietet, wenn es um Altersvorsorge oder Krankenversicherung geht.“ Die Gesetzgeber müssten einen praktikablen rechtlichen Rahmen für Auslandsfreie zu schaffen.

Kolleg*innen, die ins Ausland gehen, um für deutsche Medien zu berichten, müssen Zugang zum deutschen Sozialsystem haben, etwa indem sie in der Künstlersozialkasse verbleiben können. Außerdem sollte es ihnen erleichtert werden, sich gegen Krankheit abzusichern und fürs Alter vorzusorgen. Noch einmal: Es liegt nicht an den Reportern, es liegt an den Strukturen. Und die gilt es zu ändern.

Freischreiber e. V. – Berufsverband freier Journalistinnen und Journalisten, Pressemitteilung, 3.9.2022 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)