Es gibt in Deutschland ein großes Unverständnis, was das Medium Fotografie betrifft, auch nach fast 200 Jahren. Wir sind und bleiben eine vor allem literarische Kultur. Bei Führungen durch Ausstellungen spüre ich immer wieder diese Ratlosigkeit bei den Besuchern. Die digitale Technik hat ein Wissen um die medialen Besonderheiten der Fotografie wohl endgültig verschüttet. Das Smartphone mit seiner Fotofunktion täuscht. Der Kreis der wirklich an Fotografie Interessierten ist überschaubar, die Auflagen von Fotobüchern bescheiden. In einem Land mit Hunderten von Literaturpreisen gibt es einen einzigen Fotobuchpreis. Und in der „Kunststadt“ München konnte sich keine einzige gut sortierte Foto- oder Kunstbuchhandlung halten.
Hans-Michael Koetzle, faz.net, 16.09.2025 (online)