Die Affäre liefert viel Anschauungsmaterial über das Verhältnis von Spitzenpolitik und meinungsbildenden Medien. Kein Jahr ist es her, da lobte das Magazin, das Habeck jetzt unter Entlassungsdruck setzt, ihn als großen Kommunikator.
Habeck kommuniziere besser als die anderen Politiker, lautete das Loblied. Dieser Mann trage einen neuen Ton in die Politik, frisch, offen, ehrlich. Damit sei er populär geworden, liege vorn in den Rankings der Beliebtheit und so weiter.
Habeck galt lange als ein Meister darin, Medien eingängige Bilder und einprägsame Wendungen zu liefern – eine gute Story, wie alle sie lieben, die ihren Leser:innen einfache good news servieren wollen. […]
Bei Habecks Energiewende passen viele Storys nicht mehr zusammen, auch inhaltlich nicht. […]
Wer über Jahre mit der Wissenschaftlergemeinde zu tun hat, die sich für die klimaneutrale Zukunft einsetzt, dem fällt aber schon länger auf, dass wichtige Stimmen fehlen. […]
Ob Graichen seinen Platz räumt oder nicht, ist gar nicht mehr so entscheidend. So oder so braucht die Energiewende einen politischen Neustart. Die bisherige Story scheint auserzählt.
Jörg Staude, klimareporter.de, 08.05.2023 (online)
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