Allerorten ist man konfrontiert mit längst vergessen geglaubten TV-Momenten. Die meisten relevanten Streaming-Bezahldienste haben auf ihren Plattformen die Mehrklassengesellschaft eingeführt. Premiumplus-First-Class-Abonnenten kriegen für den doppelten Preis dasselbe wie bisher: die Möglichkeit, auf zwei oder mehr Geräten gleichzeitig zu schauen, und werbefreie Unterhaltung.
Normalo-Loser dagegen werden gegen ihren Willen auf ein Economy-Abo downgegradet und bekommen zusammen mit einer nur sanften Preissteigerung das Verbot, ihren Account auf mehr als einem Gerät zu nutzen, und obendrauf noch gute alte Werbeunterbrechungen. Auf deren Inhalt man keinen Einfluss hat. Endlich mal wieder ungewollt über die neuesten Kekssorten aus dem Hause Bahlsen informiert werden: nervig, lästig, herrlich.
Die Mediathek des öffentlich-rechtlichen ZDF macht etwas besonders Effizientes: Statt etwas gegen die groteske Unübersichtlichkeit der App zu unternehmen, umarmt sie ihr dickichtartiges Wesen und führt ein Feature ein, das die Besucher nun endgültig dem Zufall überlässt. Eine „brandneue“ Zapping-Funktion simuliert den althergebrachten und schmerzlich vermissten Kanalwechsel von früher.
Bernhard Heckler, sueddeutsche.de, 24.09.2025 (online)

