Hans Thomas Vogler: „In der vernetzten Computerwelt hat sich über die letzten Jahre nämlich ein unmerklicher, aber grundlegender Wandel vollzogen, der zwar unser aller Medienrealität längst maßgeblich bestimmt und dominiert, den wir in großer Mehrheit bewusst aber noch gar nicht nachvollzogen haben und folglich auch nicht wirklich wahrnehmen oder gar objektiv bewerten können. …
Mit zunehmender Vernetzung stimmt unsere althergebrachte Vorstellung von einem Programm, das auch auf einem lokalisierbaren – dabei mehr oder weniger großen – Computer läuft, nämlich nicht mehr. Das war Star Trek, Science Fiction aus dem Zeitalter von Dampfmaschineninformatik und Steampunk-IT. Die informations- und kommunikationstechnische Wirklichkeit ist längst ein gutes Stück weiter und droht der Vorstellungskraft verantwortlicher Politiker und ihrer in die Jahre gekommenen Fachberater vollends zu entgleiten.
Dummerweise löst sich mit der – letztlich nur scheinbaren – Lokalisierbarkeit nämlich auch unser gesamtes diesbezügliches Vorstellungs- und Begriffsvermögen in der Cloud auf, dieser verstandesmäßig nicht wirklich fassbaren globalen Computerwolke. Wir wissen nicht mehr, was wir in ihr eigentlich tun, und erst recht nicht, womit wir Zauberlehrlinge der virtuellen Realitäten da in Wirklichkeit spielen oder wie sie in ihren Grundzügen funktioniert. Mit vernetztem Denken in dezentralen Strukturen sind wir größtenteils schlichtweg überfordert, was sich nun bitter rächt. Unsere obersten Repräsentanten machen da keine Ausnahme. Sie sind nicht die Elite, für die sie sich halten oder gerne halten lassen.“
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