Zitat: „Germany’s Gold“ und Jugendkanal

„Der Plan, gemeinsam eine Internetplattform unter dem bizarren Titel „Germany’s Gold“ zu betreiben, wurde 2013 von ARD und ZDF endgültig begraben, nachdem das Bundeskartellamt Bedenken angemeldet hatte. Auf dieses Problem hätten die Strategen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens schon 2012 aufmerksam werden können, als das Kartellamt mit gleicher Begründung ein ähnliches gemeinsames Vorhaben der RTL-Gruppe und der Pro Sieben Sat 1 Media AG blockiert hatte. Gipfel der Idiotie: Auf der Plattform Germany’s Gold hätten die Gebührenzahler, oder besser: die Beitragszahler, für Sendungen, die sie mit ihrer Gebühr, recte: Abgabe, bereits bezahlt haben, noch einmal zahlen müssen, um sie anzuschauen. Stratege im öffentlich-rechtlichen System sein, das heißt: Nichts sehen, nichts hören, nichts denken, aber tolle Titel erfinden: „Germany’s Gold“.

 

Damit der tolle Titel nicht verschwendet wäre, könnte man damit ja den gemeinsamen Jugendkanal bezeichnen, den sich ARD und ZDF von einem einzigen Intendant – Peter Boudgoust (SWR) – und mehreren Landespolitikern haben aufschwatzen lassen. Die Idee, ein Spartenprogramm vor allem für junge Leute zu veranstalten, die das öffentlich-rechtliche Fernsehen seit mehr als einem Jahrzehnt verlassen haben und die sich den linear angebotenen Programmen seit einigen Jahren verweigern, ist nur aberwitzig zu nennen. Erst schien es so, als könnte konsequentes Ignorieren der anderen Intendanten den SWR-Kollegen ausbremsen. Dann hoffte man, dass ZDF-Intendant Thomas Bellut hart bliebe, der sich stets gegen einen solchen Kanal ausgesprochen hatte. Doch unter dem politischen Druck kippten sie alle nacheinander um. Der Höhepunkt des absurden Spiels, das man als hohnlachende Karikatur von Medienpolitik bezeichnen muss, war erreicht, als die Ministerpräsidenten im Oktober das von ARD und ZDF entwickelte Konzept eines solchen Jugendkanals inklusive seines Finanzierungsplans zwecks Nachbesserung den Intendanten zurückgaben. Die „Regierungschefinnen und Regierungschefs erwarten“, so hieß es im Ablehnungsbescheid, „dass die Anstalten darlegen, dass ihre Angebotsausrichtung auf geeigneten Marktanalysen beruht“. Immerhin.“

 

Dietrich Leder, Funkkorrespondenz, 1/2-2014

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