Wochenend-Online-Medienschau: Udo Reiter

„Das Erste hat Gottschalk dem Bericht zufolge mehrere Formate angeboten. Die Gespräche seien vom scheidenden MDR-Intendanten Udo Reiter eingefädelt worden. Gottschalk und Reiter kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim Bayerischen Rundfunk“, berichtet welt.de.

Gottschalk hält sich bedeckt. „Für Reiter wäre es ein letzter großer Coup, Gottschalk zur ARD zurückzuholen“, so spiegel.de.

Udo Reiter hat mehr Kooperationen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks mit Zeitungsverlagen vorgeschlagen. Man kümmere sich „das gleiche Publikum mit den gleichen Qualitätsansprüchen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. „Das können wir besser gemeinsam machen“, so Udo Reiter laut stern.de.

 

„Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist auf Inhalte angelegt, nicht auf bestimmte Verbreitungswege. Die eigentlichen Gegner sitzen bei Google und Apple“, zitiert die Mitteldeutsche Zeitung aus dem dpa-Gespräch.

„Würde man den öffentlich-rechtlichen Rundfunk heute neu gründen, dann würde es wohl keine Aufteilung mehr nach Radio und Fernsehen geben, ist sich Reiter sicher. Es gäbe vielmehr eine ganz klassische Ressortaufteilung, der sich dann die einzelnen Sparten Radio, TV und Online anschließen würden“, so Udo Reiter laut Thüringer Allgemeine. Die sogenannte Trimedialität, die alle Sparten verbinde, solle in den nächsten Jahren selbstverständlich werden, bis 2020 soll das im Sender umgesetzt sein. Dann „werde man möglicherweise sogar die Rundfunkstaatsverträge ändern, in denen die klassische Aufteilung in Fernseh- und Radio-Direktion festgeschrieben sei.“ Der RBB hat solche Direktionen nicht mehr. Ob dies auch beim MDR gehen kann, wird sich zeigen. Schließlich müsste die Politik in den drei Ländern dies mittragen. Da Medienpolitik jedoch auch Standortpolitik ist, könnte es schwer werden, dafür Mehrheiten zu gewinnen. Schließlich ist auf den ersten Block nicht klar, wie viele Arbeitsplätze und vor allem zentrale Einheiten in den einzelnen Ländern verbleiben. Während Thüringen faktisch nur etwas hinzugewonnen kann, ist erst einmal unklar, was eine Umstrukturierung für die Hörfunkzentrale in Halle bedeutet.

MDR-Intendant Udo Reiter glaubt, im Streit um die Box-Rechte doch noch zu einem Konsens zu kommen. In einem Gespräch mit den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe erklärte er, man sei „im Gespräch mit den Gremien, die das Thema kritisch sehen, wir nehmen deren Bedenken ernst. Wir sehen zu, dass wir zu einer konsensualen Lösung kommen“, und deutete gleich die Richtung an. „Man wird über das Verhältnis von Leistung und Aufwand noch einmal reden und dann zu einem Ergebnis kommen.“

Die Grünen haben vom Mitteldeutschen Rundfunk mehr Angebote für Jugendliche gefordert. Der MDR dürfe sich nicht aufs Altenteil zurückziehen, so der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im sächsischen Landtag, Karl-Heinz Gerstenberg, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn MDR-Intendant Udo Reiter einen Jugendkanal der ARD jetzt als Illusion abtut, kann man nur mit dem Kopf schütteln.“ So zitiert ihn BILD. Dabei gehe es um eine grundlegende Pflicht und keine Kür, über die man mal reden könnte, wenn noch ein bisschen mehr Geld da wäre.

Stefan Römermann kommentiert es beim Deutschlandfunk als das „Ende einer Ära“. „Dass ein Intendant vier Tage vor seinem Anstalts-Jubiläum abtritt – der Staatsvertrag über den MDR wurde am 30. Mai 1991 unterzeichnet – ist ARD-weit einzigartig“, so Steffen Grimberg in der taz. .

Dem Tagesspiegel verrät er im Interview einen Grund, warum er den Mitteldeutschen Rundfunk vorzeitig verlässt: „Ich habe gesehen, dass meine alten Mitstreiter – Jobst Plog, Fritz Pleitgen, Peter Voß, Thomas Gruber, Günter Struve – alle ausgeschieden sind und dass die ersten – Jörg Klamroth, Fritz Raff – sogar schon wegsterben. Das hat mich nachdenklich gemacht. Ich wollte nicht als letzter Dinosaurier die ARD-Landschaft bereichern.“

Im FAZ-Interview gibt er zu Bedenken: „Man muss wissen, wenn es Zeit ist, und wenn man rechtzeitig seinen Hut nimmt, kommt man immerhin noch in den Genuss, seine Nachrufe zu lesen.“ Und zur Bürokratie in der ARD führt er aus: „Zu den traurigeren Entwicklungen der letzten Jahre gehört leider, dass die Bürokratie auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zugenommen hat, dass alles auch von Europa bürokratisch mitgesteuert wird.“

Auf die Frage, ob die ARD rückblickend nicht einem großen Kindergarten ähnle, in dem jeder seine Interessen versucht durchzusetzen, antwortete Reiter im Spiegel-Interview: „Die ARD ist ein Gesamtkunstwerk. Das Erstaunlichste an ihr ist, dass sie überhaupt sendet. Das grenzt an ein Wunder. Wenn neun Anstalten mitreden, kommt man naturgemäß schwer zu einer Entscheidung. Irgendwie hat das dann aber trotzdem immer geklappt.“

Für Ute Rang von der Thüringer Allgemeinen „gibt der Zeitpunkt des Rücktritts Raum für Interpretationen im Zusammenhang mit dem Kika-Skandal, denn der Prozess gegen den ehemaligen Kika-Herstellungsleiter wird am 6. Juni in Erfurt eröffnet. Verhandelt wird der bislang größte Betrugsfall im öffentlich-rechtlichen Rundfunk überhaupt.“

Bei den Ministerpräsidenten ist das Bedauern groß. „Mit seiner Erfahrung, seinen Visionen, seinem Engagement und mit seiner Durchsetzungsfähigkeit war er ein Glücksfall für den MDR. Er war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort“, so Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich laut Magdeburger Volksstimme. Und Sachsen-Anhalts Regierungschefs Reiner Haseloff bedauert den Rückzug und erklärt. „Durch seinen Schritt ermöglicht er einen gut vorbereiteten Übergang. Jetzt kommt es darauf an, eine starke Persönlichkeit zu finden, die sein Lebenswerk fortsetzen kann.“

Udo Reiter, so Christiane Kohl in der Süddeutschen Zeitung, kam aus der Münchner Bussi-Gesellschaft und wurde im Osten Quotenkönig. Nun will der MDR-Chef gehen. Die Begründung: Er wolle nicht „als ausgestopfter Dinosaurier“ im Amt bleiben. „Er selbst will sich nicht in die Personaldebatte einmischen. Allerdings hätte er einen Ratschlag, sagt er – verrät aber nicht, welchen. Er will immer noch gefragt werden.“

Andere haben sich schon fragen lassen. So der Leipziger Fernsehmoderator Peter Escher. Er lässt sich von laut freiepresse.de von dapd zur Intendantennachfolge zitieren. Er „wünscht sich bei dem anstehenden Wechsel an der Spitze des Mitteldeutschen Rundfunks wieder einen Journalisten als Intendanten. Er hoffe, dass auch der neue Intendant ein großes Herz für Inhalte haben werde und nicht nur für Quoten und Budgets.“ Die Zukunft des MDR sieht Escher in der Entwicklung neuer Ideen und Formate. Man solle nicht nur die Archive leer kehren, sondern das Geld auch für frische Projekte ausgeben. Und auch BILD macht schon Personal: „Die Liste möglicher Nachfolgekandidaten ist lang. Doch fünf Namen wurden am Freitag immer wieder ins Spiel gebracht. Spätestens in sechs Monaten will der Rundfunkrat entscheiden, wer auf Udo Reiter folgt und Herr über 2000 feste und genauso viele freie Mitarbeiter des Senders wird.“

Michael Hanfeld offeriert in der FAZ drei Kandidaten, die auch BILD hat: zwei Männer und eine Frau, zwei Westdeutsche und eine Ostdeutsche, zwei, die Ambitionen haben und eine, die von anderen gewünscht wird. Das liest sich dann so: „… man darf davon ausgehen, dass der Hörfunkdirektor Johann Michael Möller gerne dieser Nachfolger wäre. Auch Werner Dieste, dem Chef des Landesfunkhauses in Thüringen, werden Ambitionen nachgesagt. Für manchen eine Wunschkandidatin wäre sicherlich die juristische Direktorin Karola Wille.“

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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