WiFOR, ARD, ökonomischer Nutzen

In dem WiFOR-Gutachten zum ökonomischen Nutzen der ARD (online) heißt es, dass die ARD 24.000 Menschen direkt beschäftige. Hinzu kämen noch einmal ca. 74.000 indirekte und induzierte Beschäftigungsverhältnisse. Damit hätte man mit 3,03 einen Multiplikator, der mehr als doppelt so groß wie der der gesamten Branche der audiovisuellen Medien- und Rundfunkveranstalter (1,29) sei.

Wenn man sich den 20.KEF-Bericht ansieht, dann ist für die ARD beim Personalaufwand (gesamt) festgehalten, dass die ARD über ca. 29.000 Mitarbeiterkapazitäten verfügt. (S. 138)

  • Fest angestelltes Personal (69% – ca. 20.000 Mitarbeiterkapazitäten)
  • freie Mitarbeiter (23 % – ca. 6.700 Mitarbeiterkapazitäten)
  • Arbeitnehmerüberlassung (2%)
  • Personal bei GSEA ohne eigene Rechtspersönlichkeit (2% nur der ARD zuzuordnen).

(Hinweis: Eine Mitarbeiterkapazität entspricht nicht einer Person, da Beschäftigte auch in Teilzeit angestellt sind. Zumindest bei den freien Mitarbeitern kann man davon ausgehen, dass sich aus den Mitarbeiterkapazitäten mindestens die doppelte Beschäftigtenzahl ergibt.)

 

Offensichtlich zählen für WiFOR freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Angestellte in ANÜ sowie Personal bei den GSEA zu indirekten bzw. induzierten Beschäftigungsverhältnissen. Das würde bedeuten, dass mit einem zunehmenden Outsourcing sowie Umwandlung von festen in freie Stellen der Multiplikator wächst. Auch kann man nicht die 24.000 direkt Beschäftigten mit den 74.000 indirekten bzw. induzierten Beschäftigungsverhältnissen ins Verhältnis setzen. Es könnte ja ein direkt Beschäftigter dreimal soviel verdienen wie ein indirekt Beschäftigter. Die direkten Beschäftigungsverhältnisse können also wesentlich anderer Qualität sein als die indirekten bzw. induzierten. Dazu werden in der Studie allerdings keine Aussagen getroffen. Dabei ist doch klar, dass qualitativ hochwertige journalistische Arbeit nicht unter prekären Bedingungen möglich ist.

Es handelt sich um eine reine Volkswirtschaftsstatistik: Das machen schon die Begriffe deutlich: Wertschöpfungsgarant, Beschäftigungsstabilisator, Förderer der Kultur- und Kreativwirtschaft und fiskalische Effekte. Es fehlen Aussagen zu externen Effekten, Nachhaltigkeit, Gemeinwohl und gesellschaftlichem Fußabdruck.

Das alles macht deutlich: diese enge volkswirtschaftliche Sicht führt in die Irre. Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist es nicht, möglichst große volkswirtschaftliche Effekte nach sich zu ziehen. Seine Aufgabe ist es, qualitativ hochwertige Angebote Meinungs- und Willensbildung zu unterbreiten. Doch qualitativ hochwertige Inhalte können von Journalistinnen und Journalisten erstellt werden, die prekär beschäftigt werden. Somit könnte der – im Vergleich mit der restlichen Branche – hohe Multiplikator kein Vorteil, sondern auch ein Nachteil sein.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)