Udo Reiters Nachfolge – mit Links zu Berichten und Kommentaren

Am Donnerstag letzter Woche verkündete Udo Reiter seinen Rücktritt.

Wer hat sich denn bisher zur Nachfolge geäußert? Udo Reiter „selbst will sich nicht in die Personaldebatte einmischen. Allerdings hätte er „einen Ratschlag“, sagt er – verrät aber nicht, welchen. Er will immer noch gefragt werden.“ So schreibt Christiane Kohl am 28.5. in der Süddeutschen Zeitung.

Wer ist denn nun im Gespräch?

 

27.5.

BILD.DE bietet einen Tag nach Reiters Rücktrittserklärung, am 27.5., gleich fünf Kandidaten an, die schon „am Freitag immer wieder ins Spiel gebracht“ wurden:

„Prof. Dr. Karola Wille (52). Vize-Intendantin, MDR-Justitiarin, leitet den wichtigen Arbeitskreis „Digitale Zukunft“.

„Johann Michael Möller (55). MDR-Hörfunkdirektor … ein Wunschkandidat der Thüringen-Fraktion im Rundfunkrat.“

„Werner Dieste (54). … Funkhaus-Chef in Erfurt … zweiter Wunschkandidat der Thüringer.“

„Bernd Hilder (52). Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ … Aussichtsreichster externer Kandidat mit besten Verbindungen in die sächsische Landesregierung.“

„Dr. Christoph Hauser (55). Programmdirektor beim Kulturkanal ARTE“ (bild.de, 27.5.)

Auch Michael Hanfeld weiß am selben Tag schon, wer in der engeren Wahl ist. „Nun braucht der MDR einen Nachfolger, und man darf davon ausgehen, dass der Hörfunkdirektor Johann Michael Möller gerne dieser Nachfolger wäre. Auch Werner Dieste, dem Chef des Landesfunkhauses in Thüringen, werden Ambitionen nachgesagt. Für manchen eine Wunschkandidatin wäre sicherlich die juristische Direktorin Karola Wille.“ (faz.net, 27.5.2011)

 

28.5.

Fernsehmoderator Peter Escher, der bisher medienpolitisch unauffällig war, allerdings schon als Oberbürgermeisterkandidat der CDU für Leipzig im Gespräch war, „wünscht sich bei dem anstehenden Wechsel an der Spitze des Mitteldeutschen Rundfunks wieder einen Journalisten als Intendanten.“ (dapd, freiepresse.de, 28.5.)

 

31.5.

Christiane Kohl hat folgende Bewerber zur Nachfolge ausgemacht. „So soll sich der amtierende Hörfunk-Direktor Johann Michael Möller Hoffnungen machen. Auch zeige der thüringische Regierungssprecher Peter Zimmermann Interesse, heißt es.“ (sueddeutsche.de, 31.05.)

Digitalfernsehen.de wiederholt diese Vorschläge nur (31.05.).

 

1.6.

Ulrike Simon stellt einen Tag später ihre Sicht der Dinge in der Berliner Zeitung dar. (Nicht online verfügbar). Ihren Artikel übernimmt die zum selben Verlag gehörende Mitteldeutsche Zeitung – mit veränderter Überschrift ändert sich. („Folgt dem scheidenden Udo Reiter eine Intendantin?“ statt „Schwarz?Rot?Ost!“; Anmerkung: Christiane Kohls Artikel vom Vortag wurde „Schwarz und Rot“ getitelt.) Sie stellt Karola Wille als „aussichtsreichste“ Kandidatin dar, zitiert Johann-Michael Möller „Ich kandidiere nicht“, was laut Ulrike Simon nicht ausschließt, „dass er sich bitten ließe“. Sie benennt Werner Dieste und verweist beim LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder nicht nur auf dessen frühere ARD-Tätigkeit als Korrespondent in Mexiko, sondern auch auf dessen „Gespräch mit einem einflussreichen Rundfunkratsmitglied, das bereits am Tag nach Bekanntwerden von Reiters Amtsaufgabe in Dresden stattgefunden haben soll.“ (Mitteldeutsche Zeitung, 1.06.)

 

21.6.

Die Mitteldeutsche Zeitung vermeldet auf ihrem Online-Portal, dass es zwischen Sachsen auf der einen und Sachsen-Anhalt sowie Thüringen auf der anderen Seite einen Dissens geben soll. Man beziehe sich bei dieser Aussage auf „gut informierte Kreise“. Wenn man den Artikel zusammenfasst, unterstützt Sachsen-Anhalt die Thüringer bei der Intendantenwahl und kann dafür den Verwaltungsdirektor „stellen“. So wolle die thüringer Seite Landesfunkhaus-Chef Werner Dieste zum Intendanten machen. Als Verwaltungsdirektor sei der derzeitige Leiter des sachsen-anhaltischen Landesrechnungshofes, Ralf Seibicke, im Gespräch. Dieses vertritt das Land Sachsen-Anhalt auch in der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs. (Mitteldeutsche Zeitung, 21.06.)

 

28.06.

Das Leipziger Stadtmagazin KREUZER benennt Bernd Hilder und Karola Wille als Kandidaten. Bernd Hilder sei der „Garant“ dafür, die Politik der Staatsregierungen medientauglich zu übersetzen“. Allerdings verweist man auch darauf, „dass auf der Agenda der Dreiländeranstalt wie aller anderen öffentlich-rechtlichen Sender auch teilweise äußerst komplexe Verhandlungen über Sportrechte oder die digitale Zukunft der Sender stehen“. Dies würde für eine interne Lösung sprechen.


30.06.

Die ZEIT berichtet, dass LVZ-Chefredakteur Bernd Hilder Favorit der sächsischen CDU ist. Hilder solle auch schon Interesse am Posten des trimedialen Chefredakteurs angemeldet haben, der zuletzt beim MDR besetzt wurde.


01.07.

Peter Schilder macht in der FAZ Bernd Hilder und Karola Wille zu Favoriten und Johann Michael Möller, Werner Dieste sowie Christoph Hauser zu Kompromisskandidaten.


05.07.

Der Präsident des Landesrechnungshofes von Sachsen-Anhalt, Ralf Seibicke (CDU), ist als neuer Verwaltungsdirektor beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) im Gespräch. „Ja, ich bin gefragt worden“, bestätigte der 50-Jährige gestern der Volksstimme. „Im Moment überlege ich aber noch.“ Den Zeitpunkt für eine Entscheidung nannte der Diplom-Ökonom nicht.(Magdeburger Volksstimme, 5.07)

 

05.08.

Währungsgeschäfte, Stasi-Fälle, Millionenbetrug: Der MDR braucht eine neue Führung, die aufräumt

 

Als Intendanten „bräuchte es jetzt jemand Unabhängigen aus der vom Imageschaden des MDR nicht minder betroffenen ARD, der auf eine eigene Karriere keine Rücksicht mehr nehmen muss. Zeitlich befristet könnte er in der Anstalt den Sumpf trockenlegen, personell und strukturell aufräumen, um dann die Führung des Senders halbwegs geordnet einem in Ruhe gewählten Intendanten zu übergeben – einem, der von außen kommt und nicht im alten System verstrickt ist,“ schreibt Ulrike Simon Berliner Zeitung

 

06.08.

Für den scheidenden Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), Udo Reiter, machen sich nach einem Zeitungsbericht derzeit drei Kandidaten Hoffnung auf dessen Nachfolge. Sat&Kabel

 

Wunschkandidat in der Dresdner Staatskanzlei soll der Chefredakteur des „Leipziger Volksblattes“, der 52-jährige Bernd Hilder sein. Im MDR werde die derzeit Stellvertretende Intendantin Karola Wille (52) gehandelt. Auch der Chef des Erfurter MDR-Funkhauses Werner Dieste (54) mache sich Hoffnungen, so Christiane Kohl. Süddeutsche Zeitung

 

 

08.08.

Jedoch ist es Tillich, der auch in der Bundes-CDU als Koordinator für die Medienpolitik wirkt, bislang nicht gelungen, seine Parteifreunde in Sachsen-Anhalt und Thüringen von seinem Personalwunsch zu überzeugen. So will sich Reiner Haseloff, der Regierungschef in Magdeburg, noch nicht festlegen. Und aus der Umgebung der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hört man, dass sie sich eine hausinterne Kandidatin vorstellen könnte. Christiane Kohl, Süddeutsche Zeitung

 

 

14.08.

Am 26. September soll der neue Intendant des MDR gewählt werden. Zu den Kandidaten gehört Karola Wille, 52, Juristische Direktorin des MDR. Nach der Wende hatte sie an der Fernuniversität Hagen einen zweiten Abschluss in Rechtswissenschaft gemacht – ein Neuanfang SpOn

 

16.08.

Über das Kandidatenrennen werden unterschiedliche, schwer einschätzbare Informationen gestreut. Sat&kabel

 

Eine Intendantenwahl in einer Dreiländeranstalt, in der sich die Sachsen gerne als Leitfiguren für Sachsen-Anhaltiner und Thüringer aufspielen, ist schon fragil, noch fragiler wird sie, weil die Affärenaufarbeitung parallel läuft. Tagesspiegel

 

21.8.

Bislang scheinen die Gremien auch am Fahrplan für die Intendantenkür festhalten zu wollen – Bestätigungstermin im Rundfunkrat soll der 26. September sein. Ob das klug ist, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Eine Verschiebung wäre das „Eingeständnis von vollständigem Versagen“, sagt Carsten Meyer, der für die Grünen im Rundfunkrat sitzt. „Der Sender“, hält ein MDR-Mitarbeiter dagegen, „braucht jetzt keinen neuen Intendanten. Sondern einen richtigen Neuanfang“. TAZ

 

Mit der Affäre um Udo Foht könnte die Wahl des neuen MDR-Intendanten holpriger werden als gewünscht. Schon kommenden Montag tagt der MDR-Verwaltungsrat, um einen Vorschlag für Reiters Nachfolge zu diskutieren. Spekuliert wird über vier Anwärter. Sächsische Zeitung

 

Der MDR-Verwaltungsrat berät am Montag über die Nachfolge von Intendant Udo Reiter. Geplant ist eine Diskussion über die Kandidatenvorschläge. Am Ende sollen zwei oder drei Persönlichkeiten feststehen, die sich am 5. September in dem Gremium vorstellen. «Die Namen werden aber nicht in die Öffentlichkeit gegeben», sagte der Verwaltungsratsvorsitzende Gerhard Schuchardt der Nachrichtenagentur dpa. Mitteldeutsche Zeitung

 

Wir schreiben den 26. September 2011. Die eilige Pressemitteilung verkündet ein Ergebnis, das an stolzer Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt: Mit 90 Prozent der Stimmen hat der Rundfunkrat des MDR den neuen Intendanten gewählt. Es ist der zuvor einstimmig vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Kandidat. TAZ

 

22.8.

Der MDR-Verwaltungsrat hat am Montag über die Nachfolge von Senderchef Udo Reiter beraten. Zum Verlauf der Sitzung wurde nichts bekannt. Der neue Intendant oder die neue Intendantin soll am 26. September gewählt werden. Digitalfernsehen.de

 

23.8.

Rund einen Monat vor der geplanten Intendantenwahl beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) hat sich der Verwaltungrat auf die Kandidaten zur Nachfolge von Senderchef Udo Reiter geeinigt. Das teilte der Vorsitzende Gerd Schuchardt am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa in Leipzig mit. „Die Sitzung des Verwaltungsrats verlief in einer sehr guten Atmosphäre. Die Kandidaten wurden einstimmig beschlossen.“ Sie sollen sich in zwei Wochen persönlich in dem Gremium vorstellen. Dann wollen sich die Verwaltungsräte auf einen einzigen Kandidaten für die Wahl am 26. September einigen. Die Namen und die Zahl der Bewerber wurden bislang offiziell nicht genannt. Hamburger Abendblatt

 

Als mögliche Nachfolger werden derzeit vier Namen genannt. Mitteldeutsche Zeitung

 

Kommen Wille oder Hilder in den Gremien nicht zu einer Zwei-Drittel-Mehrheit, so soll der Wahlvorgang gestoppt und eine zweite Runde angesetzt werden. Das könnte beispielsweise den MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller wieder ins Rennen bringen. Es wird ungewohnt spannend in Leipzig, im MDR, wo bislang immer nur Udo Reiter mit überwältigenden Mehrheiten wiedergewählt wurde. Tagesspiegel

 

Schließlich Werner Dieste, seit 20 Jahren beim MDR und seit 10 Jahren der Direktor des hiesigen Landesfunkhauses, ein erfahrener und seriöser leitender Medienarbeiter. Nicht nur in Thüringen kann man sich ihn inzwischen als Intendanten vorstellen. Denn die Geschichte der Vergabe von Wahl-Ämtern ist reich an erfolgreichen Kandidaten des Kompromisses. Thüringer Allgemeine

 

24.8.

„Es gibt ja bei uns keine Sippenhaft“, sagte der Chef des Hörfunkausschusses des MDR-Rundfunkrates, Bernd Reisener. Reisener, auch Geschäftsführer des CDU-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, fügte hinzu: „Ich kann mir gut vorstellen, dass nach 20 Jahren auch Eigengewächse aus dem Osten eine Chance haben können.“ Reiseners Satz ist eine Kampfansage an die sächsische Staatskanzlei, die offenbar den westdeutsch sozialisierten Zeitungsmann Hilder favorisiert. Mitteldeutsche Zeitung

 

25.8.

BILD-Interview mit MDR-Sprecher Dirk Thärichen: „Nach über 20 Jahren Einheit sollte die Herkunft keine Rolle spielen. Dazu gehört aber auch, dass man mit einer ostdeutschen Biographie die gleichen Chancen eingeräumt bekommt – und niemandem vorwirft, im Westen geboren zu sein.“ BILD

Es geht um einen der einflussreichsten Posten in der Medienlandschaft Mitteldeutschlands: Der MDR-Verwaltungsrat hat für die Wahl des Intendanten eine solide Juristin mit SED-Vergangenheit, einen Außenseiter ohne viel Fernseherfahrung und einen geheimnisvollen Dritten ausgewählt. Einer von ihnen soll den trudelnden Sender wieder auf Kurs bringen. Süddeutsche Zeitung

Nahezu täglich gibt es neue Wasserstandsmeldungen zum Mitteldeutschen Rundfunk und dessen Chefsessel. Thüringer Landeszeitung

Der MDR wollte die Namen gegenüber kress nicht bestätigen. Kress

Fragen, was Spitra reize, Intendant des in Verruf geratenen MDR zu werden, beantwortete er am Mittwoch nicht. Er sei im Urlaub, hieß es beim WDR. Berliner Zeitung


26.8.

Der MDR hat das Geheimnis um die Identität der drei Kandidaten gelüftet, die sich am 5. September als Nachfolger von Intendant Udo Reiter bei der Dreiländer-Anstalt vorstellen. Zwei männliche und eine weibliche Bewerberin buhlen um das Amt. Digitalfernsehen.de

Der Verwaltungsrat des MDR hat offenbar einen Überraschungskandidaten für die Nachfolge des scheidenden Intendanten Udo Reiter parat:Einem Bericht der „Berliner Zeitung“ zufolge hat das Gremium neben den bereits bekannten Kandidaten Karola Wille und Bernd Hilder auch Helfried Spitra, derzeit stellvertretender Fernsehdirektor des WDR, in den Kreis der möglichen Nachfolger aufgenommen. Horizont

Es geht bei der Wahl um die Medienmacht in Mitteldeutschland. Der MDR ist nicht nur in drei Bundesländern mit stets hohen Einschaltquoten präsent, angesichts einer tendenziell obrigkeitsorientierten Medienstruktur kommt ihm auch eine zentrale Bedeutung bei der politischen Meinungsbildung in der Region zwischen Görlitz und Stendal zu.

Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), erklärt, die Zeit sei für eine ‚ostdeutsche Besetzung‘ reif – ein verklausuliertes Votum für die Chemnitzerin Wille, dem sich wohl auch die Thüringer Regierungschefin Christine Lieberknecht (CDU) anschließen würde. Süddeutsche Zeitung

 

31.8.

Reiner Haseloff: Ich gehe davon aus, dass bei dieser Frage alle Aspekte abgewogen werden, die jemanden für das Amt des MDR-Intendanten qualifizieren können. Ob die jeweilige Qualifikation innerhalb oder außerhalb des MDR erworben wurde, ist nach meiner Meinung nur ein Aspekt von vielen. Berliner Zeitung

 

2.9.

Die sieben Verwaltungsräte, sie bilden das oberste Kontroll-Gremium des Senders, haben am 22. August beschlossen, dass Reiters Vertrag unabweislich zum 31. Oktober aufzulösen sei – ob bis dahin ein Nachfolger gefunden sei oder nicht. Drei Kandidaten stellen sich am kommenden Montag vor. Süddeutsche Zeitung

 

3.9.

Der aktuell nicht ganz ausgelastete MDR-Intendant Udo Reiter schreibt der „Welt“ einen süffisanten, waidwunden Brief. Derweil läuft intern die Intendanten-Kandidatenkür.

 

Die Inhouse-Kandidatin ist – von Außnahmen abgesehen – klar MDR-Justiziarin Karola Wille. Sie treibt die Aufklärung in Sachen Foht massiv voran und organisierte dessen Suspendierung Ende Juli. Doch sie gehört seit Jahren zur Führungsspitze des Senders und ist sogar stellvertretende Intendantin. Intern heißt es, die Männerclique um Reiter habe sie von vielen entscheidenden Prozessen ausgeschlossen. Wenn sie das plausibel belegen kann, ist sie hier schon mal durch.TAZ

 

5.9.

Im Auswahlverfahren um einen neuen Intendanten des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) fällt am Montag eine Vorentscheidung. Thüringer Allgemeine

 

Der MDR-Verwaltungsrat will heute die Weichen stellen für den künftigen Intendanten des Senders. Das letzte Wort hat Sachsen. Sächsische Zeitung

 

Streng abgeschirmt berät der MDR-Verwaltungsrat über einen neuen Intendanten: Welcher der drei Kandidaten auch die Nachfolge Udo Reiters antreten wird – er muss ganz von vorn anfangen. Und den skandalgebeutelten Sender im Grunde ein zweites Mal gründen. Als MDR-Chef Reiter im Herbst 2009 erste Hinweise auf Fohts Verfehlungen bekam, soll er den Vorgang ungeprüft an die Fernsehdirektion weitergereicht haben. Noch vor einigen Wochen meinte Reiter, er wolle den Sender nach all den Skandalen wenigstens „besenrein“ übergeben. Davon kann heute wohl nicht mehr die Rede sein.

 

Der neue Intendant oder die neue Intendantin wird tatsächlich komplett von vorne beginnen müssen, personell wie strukturell. Eigentlich müsste der MDR ein zweites Mal gegründet werden. Süddeutsche Zeitung

 

6.9.

Das Gremium unter dem Vorsitz des thüringischen SPD-Politikers Gerd Schuchardt entschied sich dann nach mehrstündigen Beratungen auf einen Vorschlag für die Nachfolge von Senderchef Udo Reiter. Bernd Hilder braucht nun bei der Wahl am 26. September im 43-köpfigen Rundfunkrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Spiegel.de

 

Vier Wahlgänge später. Hamburger Abendblatt

 

Erst im vierten Wahlgang sei die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit der sieben Verwaltungsratsmitglieder erzielt worden. In seiner Präsentation stellte Herr Hilder laut Mitteilung des MDR seine Vorstellungen zur Weiterentwicklung der Programme und der Organisation im digitalen Zeitalter vor. Er betonte insbesondere die Notwendigkeit trimedialer Angebote (Fernsehen, Hörfunk, Online). Frankfurter Rundschau

 

Nach unseren Informationen hatte die juristische Direktorin des MDR Karola Wille im ersten Wahlgang 4 Stimmen erhalten, Hilder dagegen 3. Im zweiten und dritten Wahlgang kam Hilder auf 4 und Wille auf 3 Stimmen, erst im vierten Wahlgang und nach einer Pause war Hilder dann mit 5 zu 2 Stimmen als Kandidat gewählt. Flurfunk-dresden

 

Nach Informationen unserer Zeitung wurde Hilder letztlich mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit von fünf zu zwei gewählt. Im ersten Wahlgang lag dagegen die juristische Direktorin des MDR, Karola Wille (52), noch mit vier zu drei Stimmen vorn. …Der MDR-Staatsvertrag verpflichtet den Verwaltungsrat, „einen Kandidaten mit Zweidrittelmehrheit zu bestimmen und dem Rundfunkrat zur Wahl vorzuschlagen. Gerd Schuchardt, Chef des Gremiums, hatte bereits im Vorfeld deutlich gemacht, dies strikt umsetzen zu wollen. Das bedeutete auch, ohne Billigung der CDU und gegen die Stimmen aus Sachsen war die Wahl des Kandidaten nicht möglich. Thüringer Landeszeitung

 

Das knappe Votum im Verwaltungsrat deutet darauf hin, dass Hilder im Sender und bei den für die Spitzenpersonalien Verantwortlichen nicht unumstritten ist. Berliner Zeitung

 

Ob Hilder, der als CDU-nah gilt und dem konservativen Unionslager zugerechnet wird, in dem Gremium ebenfalls eine Zweidrittelmehrheit findet, ist nicht sicher. Bei einigen Rundfunkräten besonders aus Sachsen-Anhalt und Thüringen und zum Teil bei oppositionellen Kreisen gilt Hilder als umstritten. Sächsische Zeitung

 

Bei der – inoffiziellen – Vorauswahl der jetzigen – offiziellen – Vorauswahl hatten die Staatskanzleien der drei MDR-Staatsvertragsländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. FAZ

 

Hilder dürfte es im Rundfunkrat schwer haben, da er als Favorit der sächsischen Staatskanzlei gilt und wenig Erfahrung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mitbringt. Der gebürtige Niedersachse war ARD-Hörfunkkorrespondent, arbeitete in den letzten Jahren aber ausschließlich bei Regionalzeitungen (u.a. Göttinger Tageblatt), bevor er 2004 zur LVZ wechselte. … Im Falle seiner Bestätigung durch den Rundfunkrat sollte sich der mögliche Reiter-Nachfolger aber nicht auf sein eigenes Blatt verlassen. Das berichtete über die jüngsten Skandale arg spärlich – und enthielt seinen LeserInnen die Ambitionen des eigenen Chefredakteurs vor. TAZ

 

Der Dresdner Medienexperte Heiko Hilker, der dem Rundfunkrat angehört, hat das Auswahlverfahren kritisiert. „Ich hätte mir gewünscht, dass dem Rundfunkrat nicht nur ein Kandidat präsentiert wird, schließlich hat eine demokratische Wahl auch etwas mit auswählen zu tun“, sagte er der Volksstimme. Der Hettstedter Landtagsabgeordnete Stefan Gebhardt (Linke), ebenfalls Rundfunkratsmitglied, sagte: „Um das zu erreichen, müsste der MDR-Staatsvertrag geändert werden, was zeitlich nicht möglich ist.“ Die Regelung sollte aber für die Zukunft überdacht werden, sagte Gebhardt. Magdeburger Volksstimme

 

Die sächsische Staatsregierung missachtet nach Ansicht des medienpolitischen Sprechers der SPD-Fraktion, Dirk Panter, die gesetzlich festgelegte Staatsferne des MDR. Es sei mehr als verwunderlich, dass die Staatskanzlei ganz offiziell zur Verabschiedung der scheidenden Dresdner Funkhausdirektorin Ulrike Wolf auf Schloss Eckberg am 27. September einlade, sagte Panter am Montag in Dresden. Verabschiedungen würden üblicherweise vom Arbeitgeber organisiert. Freie Presse

 

Panter zufolge ist das vom MDR ausgerichtete Landesfunkhausfest Dresden Mitte September ein ausreichender und gebührender Anlass, die Chefin zu verabschieden. Sächsische Zeitung

 

 


Bis wann mit welcher Mehrheit ein Nachfolger zu wählen ist, regelt der MDR-Staatsvertrag.

Da heißt es im Artikel 30, der „Wahl und Abberufung des Intendanten überschrieben ist“:

(1) Der Intendant wird vom Rundfunkrat auf Vorschlag des Verwaltungsrates auf die Dauer von sechs Jahren gewählt. Die Wahl erfolgt spätestens sechs Monate vor Ablauf der Amtszeit, bei vorzeitigem Ausscheiden unverzüglich spätestens innerhalb von sechs Monaten. Wiederwahl ist zulässig.

(2) Macht der Verwaltungsrat nicht spätestens neun Monate vor Ablauf der Amtszeit einen Wahlvorschlag, entfällt das Vorschlagsrecht. Findet ein Wahlvorschlag nicht die erforderliche Mehrheit im Rundfunkrat, ist der Verwaltungsrat berechtigt, jeweils innerhalb eines weiteren Monats einen neuen Wahlvorschlag zu machen; Satz 1 gilt entsprechend.

(3) Kommt spätestens bis drei Monate vor Ablauf der Amtszeit oder innerhalb von sechs Monaten bei vorzeitigem Ausscheiden die Wahl im Rundfunkrat nicht zustande, findet nach Ablauf eines Monats ein weiterer Wahlgang statt. In ihm ist gewählt, wer die Stimmen der Mehrheit der Mitglieder des Rundfunkrats erhält.

(4) Der Intendant kann vor Ablauf seiner Zeit, für die er gewählt worden ist, auf Vorschlag des Verwaltungsrates durch Beschluß des Rundfunkrates abberufen werden. Der Intendant ist vor der Entscheidung des Rundfunkrates zu hören.

(5) Für die Ansprüche aus den Anstellungsverträgen gelten die Vorschriften des bürgerlichen Rechts.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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