„Kulturgroschen“ für „Qualitätsjournalist“ Prof. Ernst Elitz

 

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband der Bundeskulturverbände, verlieh am Dienstagabend den „Kulturgroschen 2012“ an Ernst Elitz. „Ernst Elitz hat nach der Wiedervereinigung unterschiedliche Sender aus Ost und West zu Deutschlandradio zusammengeführt. Als Gründungsintendant von Deutschlandradio gelang es ihm, einen nationalen Hörfunk zu etablieren, der beispielgebend für den Informations-, Bildungs-, Unterhaltungs- und Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist.“ So der Deutsche Kulturrat, der mit dem undotierten Kulturgroschen herausragende kulturelle und kulturpolitische Leistungen ehrt.

 

Kulturstaatsminister Bernd Neumann hielt die Laudatio. „Ernst Elitz erhält den Kulturgroschen für seine bleibenden Verdienste als Gründungsintendant des Deutschlandradios, der sich unter seiner Ägide zum meistzitierten Rundfunksender Deutschlands entwickelte. Es ist eine bis heute eindrucksvolle Erfolgsstory, dass ein reiner Kultur- und Informationssender wie das Deutschlandradio eine so große Hörerschaft erreicht – darunter ein beträchtlicher Anteil von Multiplikatoren aus Politik, Journalismus und Wirtschaft.“

 

Doch wie groß ist denn die Hörerschaft? Die Mediaanalyse 2012 hat Folgendes ergeben: „Der Deutschlandfunk mit seinem bundesweit führenden Nachrichten- und Informationsgebot wird täglich (Mo-Fr) von 1,54 Millionen Hörern eingeschaltet. Das entspricht einer Tagesreichweite von 2,1 Prozent. Rund sechs Millionen Hörer hören das bundesweite Informationsprogramm regelmäßig.  … Deutschlandradio Kultur wird von rund 480.000 Hörern täglich eingeschaltet. Dies ist der bislang höchste Wert in der Geschichte des Programms.“ (Presseerklärung Deutschlandradio; Leider gibt es hier im Gegensatz zur Praxis früherer Jahre keine Aussage zu den regelmäßigen Hörern.) Ein Jahr zuvor hatte Deutschlandradio Kultur 3,4 Millionen regelmäßige Hörer.

Und wie sah dies vor 10 Jahren, 2002, aus: „Beide Programme des nationalen Hörfunks haben 1,4 Millionen tägliche und 8,5 Millionen regelmäßige Hörer. Deutschlandfunk: 1,165 Millionen tägliche Hörer, 6,25 Millionen regelmäßige Hörer. DeutschlandRadio Berlin: 243.000 tägliche Hörer, 2,2 Millionen regelmäßige Hörer.“ (Presseerklärung Deutschlandradio)

Dies sieht nach einer Steigerung aus. Doch dabei muss berücksichtigt werden, dass die Programme des Deutschlandradios, insbesondere Deutschlandradio Kultur, in den letzten 10 Jahren einige Frequenzen hinzubekommen haben und somit auch mehr Menschen erreichen können, die früher keine Chance hatten, das Programm zu hören. Darauf weist auch das Deutschlandradio hin, wie hier aktuell: „Eine besonders eindrucksvolle Steigerung der Hörerzahlen ist im Land Nordrhein-Westfalen zu beobachten, wo innerhalb eines Jahres ein Zuwachs von rund 10.000 Hörerinnen und Hörern zu verzeichnen ist. Deutschlandradio Kultur ist seit September 2010 zwischen Münsterland und Bonn auf der einheitlichen UKW-Frequenz 96,5 MHz zu empfangen.“

Man kann also davon ausgehen, dass es derzeit 9,4 Mio. regelmäßige Hörer gibt. Vor 10 Jahren waren es 8,5 Millionen. Übrigens: Deutschland hat fast 82 Mio. Einwohner.

 

Und was sagt es aus, dass meistzitierte Radio zu sein? Bei den Zeitungen und Zeitschriften sah es 2011 so aus: „Der Spiegel“ wurde auch im Jahr 2011 so oft zitiert wie kein anderes Medium. In 40 untersuchten deutschen Medien wurde er 2855 Mal zitiert; ihm folgt die „BILD“ mit 2453 gefundenen Zitatstellen.

 

„Es gibt kaum jemanden, der die Bereiche Medien und Kultur in einer Person so herausragend vereint wie Ernst Elitz. Er steht in besonderem Maße für Qualitätsjournalismus. Dazu zählt ein fest verankertes Berufsethos, dessen Maßstäbe unter anderem Objektivität, Unbestechlichkeit, Seriosität und Gründlichkeit der Recherche, aber auch die Trennung von Bericht und Meinung sind. Ernst Elitz ist dafür ein beispielhafter Repräsentant!“ So der Bundeskulturminister. Doch wie passt dies damit zusammen, dass Ernst Elitz seit mehr als zwei Jahren drei Jahre fast jede zweite Woche eine Kolumne in der BILD hat? Ist das Qualitätsjournalismus?

 

Stoppt den Hass!

 

Mit Härte gegen den Terror!

 

Ein gutes Gesetz!

 

Hier wie auch in anderem Rahmen firmiert Prof. Ernst Elitz Gründungsintendant des Deutschlandradios. Für Dieter Anschlag von der Funkkorrespondenz ist er kein Gründungsintendant: „Am 23. Dezember 1993 hatte der Verwaltungsrat des Deutschlandradios nämlich den damaligen ZDF-Intendanten Dieter Stolte zum Vorsitzenden und damit kommissarischen Intendanten des in Gründung befindlichen nationalen Hörfunks der Bundesrepublik gewählt (vgl. FK 1/94). Stolte führte in der Folge mithin als Gründungsintendant die Geschäfte des Deutschlandradios – bis zur Wahl des eigentlichen Intendanten. Die fand statt am 30. März 1994, als der Hörfunkrat des Deutschlandradios Ernst Elitz zum ersten (ordentlichen) Intendanten des neuen Senders wählte.“

 

 

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