Produzentenallianz will mehr Geld für Auftragsproduktionen

Die 208 Unternehmen der Produzentenallianz haben letzten Donnerstag eine Resolution verfasst. Sie fordern, dass mindestens 70 Prozent der Produktionsetats der deutschen Fernsehsender an Produktionsfirmen vergeben werden sollten. Bei den großen öffentlich-rechtlichen Sendern NDR, MDR und BR seien dies derzeit rund 50 Prozent, so der Geschäftsführer der Produzentenallianz Christoph Palmer. Bei künftigen Gebührenerhöhungen solle ein Teil des Beitrags von den öffentlich-rechtlichen Sendern zweckgebunden zusätzlich für die deutsche Fernsehproduktion verwendet werden soll. Das aktuelle Einfrieren der Rundfunkgebühr gehe zulasten der Produktionswirtschaft.

 

Die Produzentenallianz sei überzeugt, dass Auftragsproduktionen in der Regel kostengünstiger seien als im Haus produzierte Filme. Zudem sei die Vergabe nach außen meist mit einem Gewinn an Kreativität verbunden.

Auch die Forderung nach mehr Transparenz bezüglich der Auftragsvergabe bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern wird in der Resolution wiederholt. Es müsse Klarheit über die Verteilung der Produktionsausgaben auf Inhouse-Produktionen der Sender und auf Auftragsvergaben an Produktionsfirmen hergestellt werden, so die Produzentenallianz. Dabei solle auch herausgestellt werden, für welche Genres wie viel Geld ausgegeben werde. Diese Frage hatte man am letzten Donnerstag auch zum Produzententag in Berlin diskutiert. Dort hatte

Prof. Dr. Insa Sjurts, die Vorsitzende der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK), festgestellt, dass der „Markt für fiktionale Kaufproduktionen weitgehend intransparent ist. Man wolle nur „auf internationale Standards kommen, so wie sie in Großbritannien und Frankreich üblich sind“, unterstrich Oliver Castendyk für die Produzentenallianz.

Doch nicht alle Forderungen der Produzentenallianz sind soweit bis zu Ende gedacht. So behauptet die Produzentenallianz, dass die Mittel für ARD und ZDF eingefroren werden, da es zu keiner Gebührenerhöhung kommt. Doch die Zahl der Beitragszahler wird mit dem neuen Modell zunehmen. Die KEF hat den Sendern für die nächste Gebührenperiode einen zusätzlichen Finanzbedarf von über 340 Mio. Euro anerkannt. In ihrer Rechnung hat die KEF auch angenommen, dass ARD und ZDF 580 Mio. Euro mehr einnehmen, als sie angegeben haben. Somit rechnet sie damit, dass in den vier Jahren der nächsten Gebührenperiode über 900 Mio. mehr zur Verfügung stehen.

Die Produzentenallianz fordert, „bei der nächsten Erhöhung der Rundfunkgebühren zweckgebunden 1,00 EUR zusätzlich für die deutsche Produktion (unter Einschluss der Dokumentation und der Animation) sicherzustellen, mit dem Ziel, hierdurch die Produktionswirtschaft nachhaltig auf eine wirtschaftlich solide Basis zu stellen.“ Doch die letzten beiden Gebührenerhöhungen lagen jeweils unter 1 Euro. Ja, wenn die Gebühr um 1 Euro im Monat erhöht würde, hätte man im Jahr Mehreinnahmen von über 480 Mio. Euro. Und so viel soll zusätzlich an die Produzenten gehen?

Nun, man kann auch verstehen, dass die Produzentenallianz keinen Unterschied bei den Produzenten macht. Schließlich sind ein Teil ihrer Mitglieder auch öffentlich-rechtliche Töchter. Doch sollte man nicht besser fordern, dass nach Jahren des Outsourcings sowie des Aufbaus öffentlich-rechtlicher „Senderkombinate“ eine Quote für unabhängige Produzenten eingeführt wird?

 

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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