Abstract: Im Zuge von Digitalisierung und ökonomischer Medienkrise hat sich ein neues Feld etabliert, um die Schwächen klassischer Medien auszugleichen: der Gemeinnützige bzw. Non-Profit-Journalismus. Er finanziert sich statt über Verkaufs- und Werbeerlöse (oder über Rundfunkbeiträge) v. a. durch Kleinspenden, Mitgliedschaften oder Stiftungsgeld. Dieser Versuch, unabhängig von Marktlogiken zu agieren und allein im öffentlichen Interesse zu arbeiten, wirft neue Fragen auf, vor allem zur Bewahrung der Unabhängigkeit gegenüber den Spenderinnen. Zudem stellt er die Organisationen vor Herausforderungen bezüglich Fundraising. Dieser Beitrag untersucht anhand von zehn Leitfadeninterviews mit Mitarbeiterinnen von Non-Profit-Redaktionen, wie sich die Arbeitsweise von der in privatwirtschaftlich oder öffentlich-rechtlich finanzierten Redaktionen unterscheidet und mit welchen Strategien sie den genannten Herausforderungen begegnen.
Die Ergebnisse zeigen, 1.) dass sich die Arbeit vor allem in Bezug auf Themenwahl, Recherchezeit und Organisationsstruktur von der in einer klassischen Redaktion positiv abhebt; 2.) dass die meisten untersuchten Organisationen nur eine Finanzierungsart nutzen; und 3.) dass eine befürchtete inhaltliche Einflussnahme von Seiten großer Geldgeber offenbar nicht stattfindet, sondern im Gegenteil Journalismus-fördernde Stiftungen mitunter sogar stärker auf Abgrenzung von den geförderten Redaktionen bedacht sind als andersherum. Zugleich ist zu konstatieren, dass in nur wenigen Redaktionen spezialisierte Mitarbeiter*innen für das Fundraising existieren, so dass diese Arbeit auf Schultern in Geschäftsführung, Redaktion oder Layout lastet.
Sebastian Gall, Uwe Krüger: Journalistik. Zeitschrift für Journalismusforschung. Heft 2/2025, S. 161-182 (online)