Fragen nach den Fragen an Christian Wulff

Warum mussten ARD und ZDF mit zwei Moderatoren antreten? Gibt es keinen, auf den man sich einigen kann? Warum stellten beide nur die Fragen, die seit Tagen diskutiert wurden? Es war doch klar, dass sich Wulff für die Gespräch die menschelnden Antworten antrainieren lässt.

Warum schätzen beide Fragesteller auf ihren Sendern das Gespräch dann später ein und werten es aus? Es gibt doch bei den Sendern auch qualifizierte Dritte.

Warum begrenzt man sich auf 20 Minuten. So bleibt vieles ungefragt. Manches wird nicht hinterfragt. Warum wurden die schon gegeben Antworten auf die sechs BILD-Fragen am 12.12. kurz vor Redaktionsschluss zurückgezogen? Warum erfolgte kurz darauf der Anruf? Welchen Sinneswandel gab es da?

Warum wählt man ein Format, das einen auf Fragen begrenzt? Warum macht man keine (un)moderierten Disput?

Warum befragt man Wulff nicht, ob und wie er es sich erklärt, dass sich die BILD jetzt gegen ihn stellt? Warum stellt man ihm nicht die Frage, ob BILD-Chef Kai Diekmann nicht den Quellenschutz verletzt hat, nachdem er in einem weiteren Telefonat die Sache mit dem Mailboxspruch für erledigt erklärt hatte? Warum befragt man nicht einen Rechtsanwalt, wie er den konkreten Vorgang sieht?

Warum fragen sie nach alten Geschichten, die jetzt hochkommen? Wieso wärmen sie die jetzt von der WELT gebrachte Geschichte auf, dass er schon einmal, vor mehr als einem halben Jahr, einen Bericht verhindern wollte? Warum fragen sie nicht, warum jetzt die BILD mit dieser Salami-Taktik täglich neue Nachrichten produziert und die etablierten Medien wie Süddeutsche und FAZ bedient.

Warum stellen sie ihm nicht die Frage, wie man heutzutage Kinder zu Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit und Solidarität erziehen soll, wenn dafür ein Bundespräsident nicht als Vorbild dienen kann?

Warum werden die Verflechtungen Wulffs mit Unternehmern, warum wird sein wirtschaftliches Netzwerk, nicht näher beleuchtet? Müsste man dann darstellen, dass dies bis in die Medien, bis in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reicht?

Es war vorher klar, dass das Format nicht mehr hergibt. Doch warum haben ARD und ZDF sich dafür dann entschieden? Da passt es dann auch, dass sie sich für eine Sperrfrist entscheiden – die sie dann nicht durchsetzen können.

Das gewählte Format diente nicht zur Aufklärung. Es war nicht aufklärerisch. Es zeigte allerdings, welche Grenzen sich ARD und ZDF selbst setzen. Wäre es ihnen um Aufklärung gegangen, hätten sie sich nicht auf eine Fragerunde beschränkt, die nur zur Märchenstunde werden kann. Christian Wulff konnte Geschichten erzählen. Die Fragen dienten ihm dazu als Aufhänger. Das Format war nicht hart in Bezug auf Christian Wulffs , es war nicht fair gegenüber den Gebührenzahlern. Es war kein aufklärerischer Journalismus.

Es war Formatfernsehen, aber es war das falsche Fornat.

 

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)