Dokumentiert: Analyse von Frames gehört in die journalistische Ausbildung

 

Journalistinnen und Journalisten sind es gewohnt, Fakten, die ihnen beispielweise von der Politik präsentiert werden, kritisch zu überprüfen. Aber sind sie es auch gewohnt, dies mit den Frames zu machen, die mit den Aussagen der Politiker präsentiert werden? Sie sollten es jedenfalls – ganz egal, ob diese Frames bewusst oder unbewusst in die Rede fließen. …

Manche werden von Politikern gesetzt, die meisten entstehen im öffentlichen Diskurs, also als Produkt der Kommunikation vieler, ohne erkennbaren Urheber. Aber die Medien sind in deren unbewusste Dynamik eingebunden. Ich halte es für wichtig, die Analyse von Frames zu einem Teil der Journalismus-Ausbildung zu machen. Journalistinnen und Journalisten sollten trainieren, die Frames der Politik und des öffentlichen Diskurses zu identifizieren. Es gibt dafür bestimmte Methoden und Zugänge. Frames zu beschreiben, bietet die Chance, über sie aufzuklären und sie dem Publikum bewusstmachen zu können und in ihrer Wirkung einzuschränken.

Das ist wichtig, denn Frames überzeugen, wie gesagt, nicht in erster Linie auf einer rationalen Ebene. Darum ist es oft wenig erfolgreich, gegen sie zu argumentieren oder sie mit Fakten widerlegen zu wollen. Hilfreicher kann es hingegen sein, Frames sichtbar zu machen, sie auf einer Metaebene anzusprechen. Man muss ihre Wirkungsweise dem Publikum bewusstmachen. Es geht darum zu zeigen, wie sie funktionieren, welche Gefühle und Ängste damit verbunden sind. Man muss erklären, welche vermeintlichen Ursachen und scheinbaren Lösungsmöglichkeiten sie vorgeben. Wird ein Frame erkannt, benannt und beschrieben, ist es eher möglich, sich seiner Deutungsmacht zu entziehen. Es ist eher möglich, etwas anderes zu denken.

 

Friederike Herrmann, epdmedien 38/2018, S. 33 ff.

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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