Zitiert: Was die Medien vom Londoner Speaker’s Corner lernen können

Speaker’s Corner ist jedoch nicht nur ein interessanter Brennpunkt dafür, wie Fanatiker, Verschwörungstheoretiker und Radikale soziale Netzwerke nutzen, um sich über ihre traditionellen Kerngruppen hinaus Gehör zu verschaffen – Londons berühmteste Parkecke hält auch eine Lehrstunde darüber bereit, wie die Medien mit kleinen, aber sehr lauten radikalen Randgruppen und ihren Ansichten und Verschwörungstheorien umgehen sollten. …. Sieht man bei einem sonntäglichen Besuch einmal genauer hin, wird schnell klar, dass fast niemand, abgesehen von einer kleinen, hingebungsvollen Anhängerschaft, diesen Menschen Aufmerksamkeit schenkt. … Und so findet sich im merkwürdigsten Winkel des Hyde Park wenig überraschend auch kein Journalist, keine Nachrichtenorganisation, ja eigentlich gar niemand, der es für nötig hält, über die Ansichten der Anwesenden zu berichten – oder sie gar live zu übertragen. … Doch verlässt man einmal Speaker’s Corner zugunsten der Weltbühne, sieht die Situation plötzlich anders aus. Auch hier gibt es Wortführer vom Schlage der Hyde-Park-Redner. Doch anstatt diese zu meiden, bieten viele Medien ihnen scheinbar nur allzu bereitwillig eine Plattform. …. Denn extremistische Gruppen oder Individuen und ihre Theorien sind am Ende oft nur so erfolgreich, wie die Medien es sie sein lassen.

Felix Simon, nzz.ch, 18.12.2019 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)