Zitiert: Mit Empörungswellen Programm machen?

Ob nun Instagram-Likes schwer genug wiegen, um eine Mitarbeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unmöglich zu machen, weil man daraus rückschließen würde, dass Nemi El-Hassan nicht hinter der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehe – das wäre die entscheidende Frage, die der WDR klären und beantworten müsste. Sind die Likes eine unverzeihliche Grenzverletzung und wo genau wäre die Grenze?  …. Stünde El-Hassan tatsächlich nicht hinter unserer Verfassung, dürfte sie aber auch nicht hinter der Kamera arbeiten, schließlich könnte sie auch dort „unangebracht politisieren“ – wie auch immer das praktisch aussehen könnte in einer Wissenschaftssendung, die die Themen Umwelt, Technik, Psychologie und Weltall behandelt. Dass Tom Buhrow sich nun vorerst nur gegen eine Sichtbarkeit Nemi El-Hassans vor der Kamera ausspricht, zeigt, dass es gar nicht um die Sorge geht, diese könnte journalistische Inhalte unangemessen politisieren, sondern darum, dass die Sendung in der Öffentlichkeit zum Politikum werden würde. ….

Wenn Intendanten und Chefredakteurinnen jeder Empörungswelle nachgeben würden, hätte auch der Komiker Dieter Nuhr keine Sendung in der ARD mehr, die Comedian Lisa Eckhart dürfte nicht mehr im Fernsehen auftreten, würden die Welt und die taz ihre Kolumnisten und Kolumnistinnen feuern. Dann hätten wir die viel beschworene Cancel Culture, von der konservative Medien oft raunen.

Judith Liere, Zeit Online, 29.09.2021 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)