Wie SPD-CDU-Freundeskreisvorsitzende den ZDF-Fernsehrat für sich vereinnahmen

Dies lässt sich schön an der folgenden, gestrigen Presseerklärung erkennen (dokumentiert auf presseportal.de):

 

Präsidiumsmitglieder des ZDF-Fernsehrates weisen Vorwürfe über einseitige Ukraine-Berichterstattung zurück

 

Zu den Presseveröffentlichungen über die Ukraine-Berichterstattung des ZDF und den Beratungen im ZDF-Fernsehrat nehmen Mitglieder des Präsidiums des Fernsehrates wie folgt Stellung:

 

Herr Dr. Jung (Vorsitzender des zuständigen Programmausschusses Chefredaktion): „Die aktuelle Krisenberichterstattung wurde im Programmausschuss Chefredaktion ausführlich behandelt. Die beiden Auslandskorrespondenten Frau Gellinek und Herr Sievers haben über die Arbeit in ihrem Berichtsgebiet informiert. Ich kann aus den Beratungen die allgemeine Meinung der Mitglieder zusammenfassen, dass das ZDF engagiert und objektiv aus der Ukraine berichtet hat und die Situation so dargestellt worden ist, wie sie sich vor Ort abzeichnet.“

 

Frau Dr. Bergmann (Mitglied im Programmausschuss Chefredaktion): „Es hat im Programmausschuss Chefredaktion eine lange und intensive Beratung mit den Korrespondenten über ihre Berichterstattung von vor Ort sowie eine Diskussion dazu stattgefunden. Die Arbeit der Journalisten des ZDF unter schwierigen Bedingungen, eine objektive Berichterstattung für die Zuschauerinnen und Zuschauer zu gewährleisten, ist von den Ausschussmitgliedern gewürdigt worden. Die Kritik der einseitigen Berichterstattung ist im Ausschuss nicht geäußert worden. Ich persönlich kann sie auch nicht teilen.“

 

Herr Polenz (Vorsitzender des Fernsehrates, Mitglied im Programmausschuss Chefredaktion): „Von einem ‚Eklat im Fernsehrat‘ kann wirklich nicht die Rede sein. Nach der Beratung im Programmausschuss Chefredaktion, in der die Ukraine-Berichterstattung des ZDF positiv gewürdigt wurde, gab es im Plenum mit Frau Dr. Lötzsch eine einzige kritische Stimme. Ansonsten bestand im Fernsehrat Einmütigkeit, dass das ZDF seine Aufgabe, objektiv zu berichten und zu informieren, ausgezeichnet erfüllt hat. Über den Verlauf der Beratungen hatte ich bereits in der Pressekonferenz am 19.09.2014 im Anschluss an die Sitzung des Fernsehrates informiert. Die Aufzeichnung der Pressekonferenz ist in der ZDF-Mediathek nach wie vor abrufbar.“

 

Hätten die drei nicht einmal einige ZDF-Journalisten fragen können, ob diese Politikern eine solche Erklärung durchgehen lassen würden? Denn, so ist zu fragen, warum haben die Mitglieder des Programmausschusses Chefredaktion ihr „allgemeine Meinung“ nicht auch in einem Beschluss festgehalten? Wie viele  Gremienmitglieder haben sich im Programmausschuss Chefredaktion geäußert?

Wie wurde von Ruprecht Polenz festgestellt, dass „im Fernsehrat Einmütigkeit (bestand), dass das ZDF seine Aufgabe, objektiv zu berichten und zu informieren, ausgezeichnet erfüllt hat.“ Haben sich alle anwesenden Fernsehratsmitglieder geäußert? Oder hat ein großer Teil nur nichts gesagt? Bedeutet also Schweigen einmütige Zustimmung?

 

Was nutzt uns die Aufzeichnung einer Pressekonferenz mit Herrn Polenz, wenn wir sie nicht mit den Debatten im Fernsehrat sowie im Programmausschuss Chefredaktion abgleichen können? Schließlich passen einige Antworten nicht auf die gestellten Fragen. So erklärte ZDF-Chefredakteur Peter Frey: „Mit Kritik an seiner Berichterstattung setzt sich das ZDF selbstverständlich auseinander. Ich habe Fragen von Frau Lötzsch weder unbeantwortet gelassen noch kritisiert. Die Fragen in der Plenarsitzung des ZDF-Fernsehrats bezogen sich auf einen Schnittfehler bei einer Übersetzung im „heute-journal“ sowie auf das Zeigen von verfassungswidrigen Symbolen in der „heute“-Sendung vom 8. September 2014. Ich habe die Situation genutzt, um meine Mitarbeiter, die oft unter Einsatz ihres Lebens über Krisen in der Welt berichten, gegenüber Vorwürfen zu verteidigen. Zu beiden Fragen von Frau Lötzsch habe ich Stellung genommen.“

 

Was hatte ihm Gesine Lötzsch geschrieben?

 

Besonders ärgerlich ist es, wenn Sie Fragen eines Fernsehratsmitgliedes kritisieren, um sie nicht beantworten zu müssen. Ich bitte Sie deshalb, meine Frage schriftlich zu beantworten. (Zur Erinnerung: „ZDF lässt Hakenkreuze auf den Helmen des Assow-Bataillons unkommentiert; siehe Jüdische Allgemeine vom 18.9.2014)

 

Ging es also um eine oder um zwei Fragen?

 

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