Vertrauen in Journalismus: Widerspiegelung der eigenen Meinung wichtiger als Richtigkeit der Darstellung

Prinzipiell finden sich Personen mit niedrigem Vertrauen in so gut wie allen gesellschaftlichen Milieus. In Übereinstimmung sowohl der Leitfadeninterviews als auch der quantitativen Untersuchung konnte festgestellt werden, dass das Vertrauen hinsichtlich der Qualitätswahrnehmungen vor allem von der Wahrnehmung von Richtigkeit, der vollständigen Auswahl relevanter Themen, der Trennung von Nachricht und Meinung sowie von Seriosität bzw. Sachlichkeit geprägt ist. Die quantitative Untersuchung konnte zusätzlich zeigen, dass Vertrauen in Journalismus unter den Personen höher ist, die ihre Meinung in den Medien widergespiegelt sehen (auch unter Kontrolle aller relevanter Personenmerkmale). Bedeutsam für das Vertrauen sind jenseits der Wahrnehmung der Berichterstattung aber vor allem die wahrgenommenen Gründe für Qualitätsmängel. Der stärkste Treiber für Misstrauen ist in diesem Bereich die Wahrnehmung, dass Fehler im Journalismus das Resultat absichtlicher Manipulationen sind – unabhängig davon, ob die Befragten diese Vorwürfe begründen können oder nicht. Die Wahrnehmung unabsichtlicher Fehler ist hingegen mit höherem Vertrauen verknüpft. Personen, die Fehler als menschlich und unabsichtlich wahrnehmen, verzeihen wahrgenommene Qualitätsmängel der Berichterstattung außerdem eher: Bei ihnen sind die Wahrnehmungen der Qualität der Berichterstattung weniger ausschlaggebend für Vertrauen. Diese Zusammenhänge haben sich so vor allem bei der intuitiven Operationalisierung von Vertrauen in Journalismus gezeigt. Fragt man hingegen danach, inwiefern Rezipient_innen Risiken in Bezug auf Journalismus eingehen, fallen einige Einflussfaktoren der Qualitätswahrnehmungen weg und die Wahrnehmung der Widerspiegelung der eigenen Meinung hat einen stärkeren Einfluss: Ob sich Menschen bei ihrer Meinungsbildung, in der Anschlusskommunikation und bei wichtigen Entscheidungen also auf die Informationen journalistischer Medien verlassen, hängt vor allem davon ab, ob die Menschen ihre Meinungen in diesen Medien repräsentiert sehen. Die wahrgenommene Richtigkeit der Inhalte hat darauf hingegen keinen Einfluss

Fabrian Prochazka: Vertrauen in Journalismus unter Online-Bedingungen. Zum Einfluss von Personenmerkmalen, Qualitätswahrnehmungen und Nachrichtennutzung (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)