RBB-Adelshochzeit im Rückblick

„Sie gilt als das gesellschaftliche Ereignis des Jahres in Deutschland: Die Hochzeit des Ururenkels von Kaiser Wilhelm II., Georg Friedrich Prinz von Preußen (35), und seiner Verlobten Sophie Prinzessin von Isenburg (33). An diesem Sonnabend will sich das Paar in der Friedenskirche im Park Sanssouci das Ja-Wort geben. 650 Gäste aus ganz Deutschland und Europa werden die kirchliche Trauung verfolgen, darunter auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD).“ So die Redaktion von Brandenburg aktuell. Deshalb hat Man die Hochzeit nicht nur drei Stunden lang übertragen, sondern auch mit vielen Beiträgen vor- und nachbereitet. Während man von Montag bis Mittwoch („Vor der Preußen-Hochzeit“; „Hochzeits-Serie: Preußen und Brandenburg“; „Serie: Preußens Glanzhochzeit“) mit je einem Beitrag die Adelsvermählung im Gespräch hielt, steigerte man sich für Donnerstag (Hochzeitsserie: Preußen und Brandenburg, Hochzeitsserie: Preußens Porzellan) und Freitag (Einen Tag vor der Hochzeit, Wohltätigkeitskonzert mit viel Prominenz) sogar auf zwei Beiträge je Nachrichtenmagazin.

 

Durch die Sendung führten RBB-Moderatorin Tatjana Jury und der ARD-Adelsexperte Rolf Seelmann-Eggebert. Tatjana Jury ist laut Berliner Zeitung „weder ausgewiesene Adels-Insiderin noch Preußen-Expertin, dafür aber das Brandenburger Gesicht und die Stimme des RBB.“

Es wurde das Eintreffen der Gäste sowie die anschließende Fahrt des Brautpaares im vierspännigen Landauer zum Empfang in den Neuen Kammern übertragen. Die Kutschfahrt von Georg Friedrich Prinz von Preußen und seiner dann Angetrauten, Sophie Prinzessin von Isenburg, von der Vermählung in der Friedenskirche zum Empfang in den Neuen Kammern wurde vom RBB-Fernsehen lückenlos begleitet. Dafür sorgten laut Berliner Zeitung gut 80 Mitarbeiter, 17 Kameras und zwei Übertragungswagen.

„Dass eine Hochzeit in Deutschland überhaupt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wird – die RBB-Bilder übernehmen auch HR und SWR – ist ein Novum“, berichtet die Berliner Zeitung.

Der RBB hielt trotz aller Kritik an der Übertragung der Prinzenhochzeit fest. „Mit seinem Neo-Preußentum befeuert der Sender die konservative Kritik an der Moderne – und stellt den Adeligen wieder einmal als besseren Menschen dar. … Der Adlige als besserer Mensch, diese absurde, geschichtsvergessene Volte prägte schon die Diskussion um den Widerstand im Dritten Reich. Jetzt kehrt dieser Gedanke wieder, dieses Mal verpackt ins Kostüm einer konservativen Kritik an der Moderne.“ So der SPIEGEL. Und die WELT fragt: „Die Hochzeit des Preußen-Prinzen wurde von RBB, SWR und HR live übertragen. Bezahlt wurde der Spaß durch GEZ-Gebühren. Was soll diese neue Art der Hofberichterstattung? Die Monarchie wurde 1918 in Deutschland abgeschafft. Für seinen Ururgroßvater kann der Prinz von Preußen nichts. Aber wieso soll er nun plötzlich wieder was davon haben?“

Die Übertragung erklärte der RBB zum Erfolg. „160.000 Menschen haben am Samstag die Live-Übertragung der Hochzeit von Georg Friedrich Prinz von Preußen (35) und Sophie Prinzessin von Isenburg (33) im Fernsehen des Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) verfolgt. Die Sendung von 11 bis 14 Uhr erreichte damit einen Marktanteil von 18,6 Prozent. Im Jahresdurchschnitt lag der Marktanteil des rbb auf diesem Sendeplatz bisher bei 2,6 Prozent. Die Zusammenfassung der Feierlichkeiten in Potsdam um 20.15 Uhr schalteten 200.000 Zuschauerinnen und Zuschauer ein, was einem Marktanteil von 9,2 Prozent entspricht. Die anschließende Dokumentation „Die preußischen Hohenzollern“ sahen 150.000 Menschen (7,2%).“

Bemerkenswert sei zudem, dass die Übertragung in Brandenburg und Berlin auf ungefähr gleich großes Interesse gestoßen ist. RBB-Sprecher Justus Demmer sieht in der Quote „eine Bestätigung, dass es die richtige Entscheidung war, die Hochzeit in dieser Form zu senden“.

Doch wann wurde diese samstägliche Programmstrecke von 11 bis 14 Uhr jemals so beworben wie in den letzten Wochen – mit so vielen Beiträgen und Nachrichten auf allen Kanälen? Zudem kann die Quote nicht das einzige Kriterium sein. Schließlich ist es Aufgabe des RBB, der Demokratie „zu dienen“.

Der RBB war nicht bereit, die Kosten offenzulegen. Man werde dies gegenüber den zuständigen Gremien machen. Die Übertragung der Hochzeit, so heißt es, sei nicht teurer als bei anderen Liveübertragungen. Nun, die Übertragung der Kutschfahrt stellte schon besondere Anforderungen. Bei anderen Liveübertragungen muss man nicht den Ort wechseln. Allerdings hat der RBB seine Ü-Wagen nicht outgesourct. Wenn man als zusätzliche Kosten 300 Euro je Minute ansetzt, kommt man auf 54.000 Euro. Ohne Personalkosten. Ohne die Kosten für all die zusätzlichen Beiträge.

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