12 zu 29: MDR-Intendantenwahl medial

Mit diesem niederschmetternden Ergebnis hat keiner gerechnet. Magdeburger Volksstimme

Große Überraschung im vermeintlichen Abnickgremium. Spiegel.de

Hilder war einziger Kandidat und hatte sich im Verwaltungsrat gegen die stellvertretende MDR-Intendantin Karola Wille und den stellvertretenden WDR-Fernsehdirektor Helfried Spitra durchgesetzt – allerdings erst im vierten Wahlgang. Im Rundfunkrat wurde nur ein Wahlgang zugelassen. FTD

Bei der Wahl zum Chef des Mitteldeutschen Rundfunks ist Bernd Hilder gescheitert. Grund könnte auch seine angebliche GEZ-Gebührenanmeldung sein. taz

Hilder verließ unmittelbar nach der Abstimmung das Gelände des MDR und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Kölner Stadtanzeiger

Nach der gescheiterten Hilder-Wahl sagte der Rundfunkratsvorsitzende Johannes Jenichen, „der Rundfunkrat hat sich als souveränes Gremium demokratisch mehrheitlich gegen Herrn Hilder als künftigen MDR-Intendanten entschieden. Jetzt erwarten wir einen neuen Wahlvorschlag des Verwaltungsrates.“ Tagesspiegel

Nach der Abstimmungsniederlage bei der Wahl eines neuen MDR-Intendanten ist der Verwaltungsrat am Montagnachmittag noch zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Dabei solle über das weitere Vorgehen beraten werden, teilte ein MDR-Sprecher mit. Thüringer Allgemeine

Abgesehen davon, dass eine Anfechtung der Wahl nicht ausgeschlossen ist, sagt Dirk Gläßer, Vorsitzender des MDR-Gesamt-Personalrats, werde die Glaubwürdigkeit des Rundfunkrats mit jedem Wahlgang weiter sinken. Frankfurter Rundschau

Hilder sagte nach der Wahl im Gespräch mit der Deutschen Nachrichten-Agentur: „Schade. Gerne hätte ich dem MDR geholfen, aus seiner Krise herauszukommen.“ FAZ

Nicht nur für den 52-jährigen Hilder, der mit gerötetem Gesicht das Ergebnis entgegen nahm. Auch sein Mentor, der Chef der sächsischen Staatskanzlei Johannes Beermann (CDU), dürfte durch das Debakel beschädigt sein. Beermann, der seit einigen Monaten im Namen des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU) die Medien-Koordination der christdemokratischen Länder übernommen hat, gilt als Drahtzieher der missglückten Wahl. Süddeutsche

Johannes Beermann erklärt nun, nach der verlorenen Wahl, dass Hilder ein Kandidat Reiters gewesen sei. Das hätte er auch eher sagen können. Oder wollte er Reiters Lorbeeren im Falle eines Sieges einstecken?

Der MDR wollte in diesen Tagen mit einer neuen und deutlich verjüngten Führungsmannschaft durchstarten. Doch daraus wird nun nichts, erst einmal ist Aufarbeitung angesagt. Sächsische Zeitung

Hilders Vorstellungsrunde im Entscheidergremium verlief wenig überzeugend. Der Ruf seiner Managementqualitäten ist alles andere als tadellos. Als auch noch öffentlich über seine möglicherweise nur widerwillig gezahlten Rundfunkgebühren diskutiert wurde, war das Maß voll. Thüringer Landeszeitung

Die Grünen im sächsischen Landtag kritisieren das „Bulldozer-Vorgehen“ Beermanns. Die Fraktionschefs der Linken im Sendegebiet interpretieren das Ergebnis als „Ohrfeige“ für die sächsische Staatskanzlei. Selbst CDU-nahe Rundfunkräte sehen es so, zumindest die aus Thüringen und Sachsen-Anhalt. WELT

Zumindest insofern sollte der MDR beispielgebend sein für andere öffentlich-rechtliche Sender: Aufsichtsgremien sollten sich nicht länger von der Politik hineinreden lassen und ihre Kontrollpflichten ernst nehmen. FTD

 

Tatsächlich hätte Hilder dem von zahlreichen Skandalen erschütterten MDR nur noch eine weitere Krise beschert, die nämlich, dass der MDR endgültig als Schwarzfunk dagestanden hätte. Wer nun stattdessen Intendant werden soll, ist allerdings unklar. Zahlreiche Namen kursieren. Berliner Zeitung

 

Reiter übrigens hat das spektakuläre Abstimmungsergebnis dieses Montags ziemlich gelassen hingenommen: „Das hat mit mir alles nichts mehr zu tun.“ WELT

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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