KEN FM: Erst abgesetzt, nun fortgesetzt

Am Sonntag darf Radio-Fritz-Moderator Ken Jebsen wieder auf Sendung gehen. Er bekommt allerdings von RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle eine Ermahnung mit, so der Tagesspiegel.

 

Man sei zwar nicht glücklich mit der Mail, aber Jebsen verbreite weder antisemitisches Gedankengut, noch leugne er den Holocaust, so ein Sprecher des RBB.

Henryk M. Broder wundere sich nicht über diese Entscheidung. „Wenn die ihn jetzt fallen lassen würden, würden sie damit zugeben, dass sie zehn Jahre einen Irren beschäftigt haben“, sagte er dem Tagesspiegel. Jebsen habe „von nix eine Ahnung, aber zu allem eine Meinung“.

In seinem Blog stellte er klar, dass er nicht, „wie die taz ohne jeden Beleg log, die Absetzung der Sendung gefordert“ hatte. Ken Jebsen „gehört zum RBB wie Norman Paech zur Linkspartei, Ströbele zu den Grünen und der Gestank zur Kanalisation.“

 

UPDATE (14.11.2011)

 

„Der Vorwurf des Antisemitismus wiegt schwer, und so reagierte der rbb in dieser Woche auf eine entsprechende Kritik von Henryk M. Broder am Moderator Ken Jebsen mit der Absetzung von dessen Sendung KenFM. Am Sonntag wird sie nun doch wieder laufen. Politische Einlassungen muss Ken Jebsen vor der Sendung der Chefredaktion vorlegen.“ (Deutschlandradio, 12.11.2011)

Claudia Nothelle: „Es ist gleich die Diskussion hochgebrandet: ‘Ist das Zensur?’, ‘Und jetzt ist die Meinungsfreiheit vorbei’ und ‘Warum darf Ken Jebsen sich nicht äußern?’. Zensur würde ja auch immer heißen, dass es deutlich gegen den Willen dessen geht, der nicht senden darf. In dem Fall habe ich keine lauten Proteste von Ken Jebsen gehört und ich hab’ ja auch die Woche auch sehr, sehr ausführlich mit ihm gesprochen. Da gab es keinen Dissens drüber über diesen Fakt, dass er letzten Sonntag nicht gesendet hat. Von daher: Zensur weise ich weit von mir. Sondern es ging wirklich darum, das Programm zu schützen und auch ihn zu schützen und die Vorwürfe erst einmal zu klären. …

Wir haben uns, ausgelöst durch diese Vorwürfe, deutlich mit dem beschäftigt, was er in diesen 15 minütigen Rückblicken in seiner Sendung in den letzten Wochen und Monaten gesagt hat. Das sind politische, sehr politische Aussagen, exotische, zum Teil wirre politische Aussagen, die ich, wenn ich ehrlich bin, so in unserem Programm in der Form nicht hören möchte, vor allem nicht so undiskutiert, so unwidersprochen, mit Belegen, die fehlen, mit Beweisen, die fehlen. Es steckt auch ein gewisser missionarischer Eifer in diesen Aussagen und darüber haben wir uns sehr deutlich mit ihm auseinandergesetzt. Da haben wir auch klar verabredet, dass das nicht die Formen sind und die Standards sind, wie bei uns, bei Fritz und auch in den anderen Radioprogrammen unsere Sendungen klingen sollen und sein sollen. Die Verabredung ist nun, dass die Sendung wieder mehr zu dem zurückkehrt, was sie früher war, nämlich eine vierstündige Unterhaltungssendung, wo er mit Aktionselementen, mit Live-Elementen, mit Bands zusammen trifft, Hörer vor Ort sind. Das sind ja auch die Teile, die ihn ja so bekannt gemacht haben und zum guten Moderator machen. All das, was politisch ausgerichtet ist in seiner Sendung und auch welche Gäste er da hat, das wird vorher jetzt deutlich redaktionell eng abgesprochen.“ O-Ton im Radio1-Medienmagazin vom 12.11.2011

Ken Jebsen: „KenFm ändert sich seit zehn Jahren. Wer die Sendung im letzten halben Jahr gehört hat, wird feststellen, dass sie sehr viel härter geworden ist, sehr politischer geworden ist, dass neue Formen entstanden sind, die nicht die klassischen journalistischen Standards einhalten. Da ist also: Satire, Kommentar, Glosse wurde manchmal vermischt. Ich finde, das muss auch möglich sein. Da gibt es eine Grenze. Und ich glaube, Billy Wilder hat gesagt: “Man muss wissen, wie weit man zu weit gehen kann”. Da sind wir vielleicht zu weit gegangen.“ mit O-Ton im Radio1-Medienmagazin vom 12.11.2011

Henryk M. Broder: „Die Geschichte ist ganz einfach. Und um woanders anzusetzen, ich war sehr überrascht, als aus dem Kreise der rbb-Hörer unglaubliche verschwörungstheoretische Geschichten aufgebracht wurden aus dem Kreise der Ken-Fans. Die Geschichte ist so gelaufen: vor etwa drei Wochen habe ich eine Mail bekommen von einem Leser unseres Blogs “Die Achse des Guten”. Und dieser Leser schickte mir diese Mail, die Ken Jebsen ihm geschrieben hatte und schilderte mir den Zusammenhang. Dieser Leser hatte sich bei Jebsen über eine seiner Sendungen beschwert. Es gab daraus eine kleine Korrespondenz. Und in dieser Korrespondenz bekam der Leser oder der Hörer vom rbb diese Mail, die er mir dann schickte. Diese Mail habe ich dann an den rbb weitergeschickt, an meinen Redakteur Jochen Wittig, der die Sendung betreut, an der ich gelegentlich mitarbeite, nämlich den “Schönen Morgen”. Und hab’ Jochen Wittig gebeten, sich mal drum zu kümmern. Ich hab’ dann eine Weile nichts gehört und dann kam eine Mail an mich vom rbb mit der Bitte, dem rbb doch noch eine Chance zu geben. Und darauf hin hab ich erstmal gar nichts gemacht, hab mir aber im Internet die Auftritte von Ken angeguckt. Und das ist alles ein ziemlich horrendes Zeug. Es ist nicht wirr, es ist rechtsradikales, verschwörungstheoretisches Zeug. Es ist ein horrender Unsinn, mal ganz davon abgesehen, dass er der einzige ist, der offenbar Nachrichten dekodieren kann und ganz genau weiß, was von Afghanistan bis Bitburg in dieser Welt los ist. Und dann hab ich immer noch nichts vom rbb gehört. Und dann habe ich diese Mail online gestellt. Und dann ging der Zirkus los. Das ist alles, was passiert ist. …

Verstehen Sie, er will sich einfach mit mir schmücken und ich werde nicht einen durchgeknallten Irren, der entweder ein linksradikaler oder ein rechtsradikaler Antisemit ist auch noch mit meiner Anwesenheit ehren. Es ist mir auch völlig egal, warum er das macht. Übrigens ist mir auch völlig egal, ob er weiter im Sender bleibt oder nicht. Das ist das Problem, mit dem sich der Sender herumschlagen muss, aber dass er mich … wissen Sie, es gibt auch so Selbsterfahrungsgruppen von Frauen, die sich mit Vergewaltigern unterhalten. Michel Friedman hat sich mal mit Horst Mahler unterhalten. Das muss alles nicht sein. Ich bin kein Masochist! Ich bin auch kein Sozialarbeiter. Ich bin auch nicht jemand, der Leute aus ihren persönlichen Nöten hilft. Ich habe gesehen, was er macht. Ich habe mir das Programm angesehen, das wirklich ein Drecksplatz für einen öffentlich-rechtlichen Sender ist, wenn es so etwas im öffentlich-rechtlichen Sender gibt, dann muss sich der Sender dafür rechtfertigen. Aber ich bin nicht aufgefordert, mit dem Produzenten mich an einen Tisch zu setzen. mit O-Ton im Radio1-Medienmagazin vom 12.11.2011

KenFM ist eine Unterhaltungssendung, für den umstrittenen Radio-Fritz-Moderator Ken Jebsen liegt die Betonung dabei besonders auf Haltung. Henryk M. Broder, der Jebsens Mail öffentlich gemacht hatte, hat dessen Einladung in seine Sendung abgelehnt. „Eher gehe ich mit Claudia Roth in die Sauna“, erwiderte der Publizist. (Tagesspiegel, 14.11.2011)

RBB-Moderator Ken Jebsen hat sich für angeblich antisemitische Äußerungen entschuldigt. „Es tut mir leid, dies war nie meine Absicht“, sagte Jebsen am Sonntag in seiner Radiosendung „Ken FM“. Wer seine Sendung auch nur ein Mal gehört habe, müsse wissen, dass der Vorwurf, er würde den Holocaust leugnen, absurd sei. RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle hatte zuvor angekündigt, dass der Politikanteil in der Sendung künftig deutlich reduziert wird. (Berliner Zeitung, 14.11.2011) Politische Kommentare hat er vorher der Redaktion zur Kenntnis zu geben.

Die Sendung „Ken FM“ widmete sich am Sonntag ganz dem Thema „PR“ – zu verstehen hier allerdings als „Positives Radio“. Moderator Ken Jebsen hatte dazu ausschließlich Gäste eingeladen, die sich für andere einsetzen, zum Beispiel einen Mitarbeiter von Misereor. Zwischendurch prangerte er aber auch immer wieder durch Zitate und Anspielungen die Art und Weise an, wie er in der vergangenen Woche als Holocaust-Leugner in den Medien dargestellt wurde. (Berliner Zeitung, 14.11.2011)

Vorauseilender Gehorsam war schon immer ein Kennzeichen des deutschen Untertanengeists. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass er jetzt im politisch korrekten Gewand auftritt. … Anzumerken ist auch, dass weder der Museumschef Hermann Simon die Entfernung des umstrittenen Kunstwerks noch Broder die Absetzung der von ihm angegriffenen Sendung gefordert haben wollen. Die Verantwortung für diese Entscheidungen liegt demnach allein bei den Leitungen des Berliner Martin-Gropius-Baus sowie des Radiosenders Fritz, die ihren eigenen Mitarbeitern in den Rücken gefallen sind. (Daniel Bax, taz, 11.11.2011)

 

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