Ist der deutsche Animationsfilm auf dem Weg in die internationale Bedeutungslosigkeit?

 

Im Medienbulletin 10.2012 (S. 18) wird von einem Branchentreffen zum deutschen Animationsfilm am Rande des Cartoon Forums in Toulouse berichtet. Das Treffen war eine gemeinsame Veranstaltung der deutschen Länderförderungen und der Animationsbranche unter Federführung des FFF Bayern.

 

„Vor dem Hintergrund der deutlich schlechteren Wettbewerbsbedingungen im Vergleich zu den europäischen Nachbarn hat man sich für ein zukünftig höheres Produktionsvolumen ausgesprochen, das mit anderen europäischen Märkten mithalten kann. Nur so kann ein diversifiziertes Angebot, das für Qualität und internationale Wettbewerbsfähigkeit steht, erreicht werden.

 

Bis heute befindet sich das Volumen der deutschen Animationsproduktion laut Marktschätzung unterhalb des Outputs von Ländern wie Irland oder Luxemburg (circa 50 Stunden im Jahr 2011) und ist damit stetig gesunken. Die Importquote des animierten Kinderprogramms aller privaten wie öffentlich-rechtlichen Sender beträgt in Deutschland mehr als 80 Prozent, in Frankreich sind es nur 60 Prozent – bei deutlich mehr gesendeten Minuten. Die Erhöhung des deutschen Outputs soll durch eine bewusste Stärkung der deutschen Produzenten herbeigeführt werden, so der allgemeine Tenor während des deutschen Branchentreffs in Toulouse, um zukünftig den Wettbewerb auf dem europäischen Markt zu ermöglichen. …

Prof. Dr. Klaus Schaefer, der Geschäftsführer des FFF Bayern, betonte, dass der Animationsbereich allen Länderförderungen am Herzen liege. Aber Förderer seien nicht alleine zuständig, auch das Fernsehen müsse sich für deutsche Animationsfilme und -serien und internationale Koproduktionen mit deutscher Beteiligung engagieren. Vor allem seien es die Themen aus unserem Kulturkreis, die verstärkt Einzug halten müssen.“ (Quelle: FFF Bayern)

 

Laut FFF knüpfte Dr. Irene Wellershoff (Stellvertretende Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Kinder und Jugend) dort in der Diskussion an. Die Qualität dieser Themen sollte nicht nur in Deutschland, sondern international gut ankommen. Sie sagte, die Animation rege die Phantasie von Kindern an und stelle einen wesentlichen Baustein für die Markenbildung der Sender dar.

Zudem stimme es nicht, dass man sich bei den Sendern zurücklehne und darauf warte, „einen fertig entwickelten Stoff zu bekommen. Es geht sogar so weit, dass wir auf Produzenten mit Ideen, die wir haben, zugehen.“ (Medienbulletin 10.2012, S. 18)

 

FFF-Chef Klaus Schaefer forderte laut Medienbulletin u.a., dass die Sender Stoff- und Projektentwicklung finanziell unterstützen sollen. Bei internationalen Projekten von ARD oder ZDF, sollten deutsche Produzenten beteiligt werden. Zudem verlangte er eine Quotenregelung.

Sebastian Debertin (Leiter Fiktion und Programmakquisition des Kika) wird in diesem Zusammenhang folgendermaßen zitiert: „Es gibt in Deutschland bereits einen Austausch zwischen der Animationsindustrie und jenen, die Animation in den Sendern unterstützen: die öffentlich-rechtlichen Sender. Von Produzentenseite wünsche ich mir, dass sie sich der Meinung anschließen, dass auch die kommerziellen Sender eine Verpflichtung zur Beteiligung an deutschen Animationsprojekten haben. Wenn die Produzenten das französische Modell fordern – das bedeutet, dass alle Sender die lokalen Produzenten entsprechend einer Quote unterstützen müssen – bin ich sofort dafür, denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird diese spielend erfüllen – ARD, ZDF und Kika sind hier ohnehin treibende Kraft.“ (Medienbulletin 10.2012, S. 18)

Nun, es kommt wohl auf die Höhe der Quote an, damit ARD und ZDF diese spielend erfüllen können. Bisher gibt es dazu noch keine öffentlichen Aussagen – weder über deren aktuelle Höhe noch über das angestrebt Ziel.

 

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