Dokumentiert: Der „Second Sreen“ wird selten zur „Vertiefung“ des Gesehenen genutzt

Klaudia Wick beschrieb in einem Beitrag für epdmedien (20/2013), wie die Fernsehsender Social TV benutzen können und ging dabei auch darauf ein, wie der Second Screen genutzt wird.

 

 

„Die jüngste, im Frühjahr 2013 veröffentlichte, Anyweb-Studie wies aus, dass unter den Tablet-Usern im Alter zwischen 14 und 49 Jahren jeder Zweite auch im Netz unterwegs ist, während der Fernseher läuft. Der Tablet-PC als jederzeit verfügbarer „Couchtisch-Rechner“ animiere den User regelrecht zu „fernsehbegleitendem Surfverhalten“, erläuterte Anyweb-Geschäftsführer Boris von Hessen diesen Befund. Für Spotvermarkter und Werbetreibende, welche die TV-Plattformen nutzen, um im Sendungsumfeld ihre Produkte anzubieten, ist das hohe Ablenkungspotenzial durch den Second Screen natürlich eine gute Nachricht: Wenn der Onlinehändler Zalando einen TV-Spot bucht, steigt nach eigenen Angaben parallel zur Ausstrahlung die Nutzung der Website für mobile Geräte fast um das Dreifache an.

 

 

 

Der Anyweb-Studie zufolge suchen 28 Prozent der Internetnutzer, die während des Fernsehens auch surfen, Online-Shopping-Portale wie Amazon, eBay oder Zalando auf. Als weiterer Beleg für eine grundlegende Wende im Fernsehzeitalter wurde im vergangenen Winter der „Navigator Mediennutzung 2012“ zitiert. Diese Untersuchung, die 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen zwischen 14 und 49 Jahren telefonisch nach ihren Mediengewohnheiten befragt hatte, wurde vom ProSiebenSat.1-Vermarkter SevenOne Media in Auftrag gegeben und betont ebenfalls die kommerziellen Verwertungsaspekte des neuen Phänomens „Social TV“.

Im Vorwort zu den Studienergebnissen betont Gerald Neumüller, Director Research SevenOne Media: „Die Erfolge von sendungsbegleitenden Social-TV-Angeboten wie ,The Voice of Germany Connect’ und ,Germany’s Next Topmodel Connect’ belegen die vielfältigen Möglichkeiten, die sich durch die crossmediale Vernetzung von Medieninhalten und Werbebotschaften erschließen.“

Kurz: Es sind neue Werbeinseln entstanden.

 

Die ARD-/ZDF-Online-Studie 2012 beschäftigte sich ebenfalls mit den Szenarien paralleler Fernseh- und Internetnutzung und kam in Bezug auf die wachsende Zahl der Second-Screen-Nutzer im Prinzip zu ähnlichen Ergebnissen wie die privatwirtschaftliche Konkurrenz. Befragt wurden deutschsprachige Onlinenutzer ab 14 Jahre, die „zumindest seltener fernsehen und selten das Internet nutzen“. Jeder fünfte dieser Gruppe gab an, sich häufig im Internet mit etwas anderem zu beschäftigen, während der Fernseher läuft. Immerhin noch 17 Prozent lassen sich gelegentlich ablenken. Nur ein Viertel der Befragten recherchierte etwas, das mit der laufenden Sendung zu tun hatte. Und 91 Prozent der Befragten hatten noch nie etwas zur Sendung auf der Internetseite des Senders kommentiert.

Die ARD-/ZDF-Online-Studie kommt deshalb mit dem gleichen Befund zu einer ernüchternden Interpretation: „Insgesamt, also alle Szenarien zusammengenommen, sind es zurzeit sechs Prozent der Internetnutzer und damit hochgerechnet 3,05 Millionen Menschen, die sich begleitend zur Fernsehsendung im Internet mit einem Thema beschäftigen.“

 

 

Ganz offensichtlich führt der parallele Gebrauch eines zweiten Bildschirms also nur im Ausnahmefall dazu, die Aufmerksamkeit gegenüber dem eigentlichen Fernsehprogramm zu intensivieren. Debatten über Figuren Für Anbieter von genuinen Fernsehinhalten ist also nicht so sehr die zeitgleiche Nutzung eines zweiten Bildschirms von Bedeutung, sondern eher die sogenannte Verlängerung des Sendeinhaltes in die Sozialen Netzwerke interessant.“

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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