Degeto-Geschäftsführer abberufen – Aufsichtsratsvorsitz geht von MDR an RBB

 

 

In den letzten Wochen wurden die Geschäftsabläufe der Degeto durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und die WDR-Revision geprüft. Dabei wurden „gravierende organisatorische Mängel“ festgestellt. Bis zu 30 Millionen Euro zu viel soll der Geschäftsführer Hans-Wolfgang Jurgan verplant haben. Zudem habe er „seine Berichts- und Informationspflicht gegenüber dem Aufsichtsrat verletzt“. So mussten die ARD-Anstalten vor drei Wochen der Degeto als ihrer Film GmbH 23 Millionen Euro vorfinanzieren, um die Liquidität zu sichern.

 

Am Sonntag trafen sich die ARD-Intendanten in Bremen. Am Montag wurde Hans-Wolfgang Jurgan „mit sofortiger Wirkung als Geschäftsführer“ abberufen. Für den Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung sei „das notwendige Vertrauensverhältnis nicht mehr gegeben“. Zudem wurden auch arbeitsrechtliche Prüfungen beschlossen. „Offenbar sollen Aufträge an bestimmte Produktionsfirmen auffällig häufig vergeben worden sein“, so der Tagesspiegel.

„Die Filmproduktionsfirma steht so nicht nur ohne Liquidität, sondern auch ohne Führung da“, fasst Michael Hanfeld in der FAZ zusammen. Allerdings konnte man sich in einer Führungsfrage einigen. Der Degeto-Aufsichtsrat hat rbb-Intendantin Dagmar Reim zur neuen Vorsitzenden gewählt. Sie übernimmt den Posten von Udo Reiter. Innerhalb der Intendanten hatte sie laut Süddeutscher Zeitung (30.11., noch nicht online) damit für sich geworben, dass der RBB „sonst an keiner Stelle prominent in der ARD vertreten“ sei.

Dass MDR-Intendantin Karola Wille zur Film-Intendantin bestimmt wurde,  sei als Kompromiss zu sehen. Allerdings war ihr Vorgänger Udo Reiter auch schon Filmintendant. Somit hat der MDR einen Posten in der ARD verloren, der RBB einen gewonnen. Allerdings hat Karola Wille auch ausreichend damit zu tun, im MDR „aufzuräumen“ und diesen neu aufzustellen. Zudem sind für die Degeto nicht nur die Strukturen zu überprüfen, sondern auch die Führung neu zu besetzen. Ist der Verzicht auf den Aufsichtsratsvorsitz ein erstes sichtbares Zeichen für das „postheroische Management“? Sprechen sich die drei Intendantinnen in wichtigen Fragen untereinander ab und verzichten zu Gunsten einander?

 

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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