ARD: Die Spanne zwischen Darstellung und Wirklichkeit

Das Handelsblatt hat dem ARD-Vorsitzenden und NDR-Intendanten Lutz Marmor einen Gastkommentar zugestanden.Dieser wurde am 7. Juli veröffentlicht. Darin führt er unter anderem aus:

 

„Zu unserem Auftrag gehören aber auch Unterhaltung und Sport. Wenn mehr als 25 Millionen Menschen vorm Fernseher sitzen und in diesen Tagen abends das Erste oder das ZDF einschalten, stimmen sie mit der Fernbedienung ab: für frei empfangbaren Fußball. Wir wissen: Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wie es ihn in Deutschland gibt, muss man sich leisten wollen. Und wir müssen Tag für Tag beweisen, dass es sich lohnt.“

 

Damit liegt man bei Marktanteilen von über 80 Prozent. Der Marktanteil bezieht sich immer auf diejenigen, die gerade fernsehen. Erfasst werden dabei alle Zuschauerinnen und Zuschauer ab 3 Jahren. Damit werden ca. 72,2 Mio. Deutsche repräsentiert. Würde man die 25 Millionen ins Verhältnis zu den 72,2 Mio. setzen, käme man noch auf 34 Prozent Marktanteil. Die Abstimmung mit der Fernbedienung kann man also zweierlei deuten: Diejenigen, die die Fernbedienung einschalten, entscheiden sich für Fußball. Eine Mehrheit der Bevölkerung entscheidet sich jedoch gegen Fernsehen.

 

„Für die Periode von 2013 bis 2016 haben wir etwa so viel Geld zur Verfügung wie von 2009 bis 2012. Gehälter, Strom- und andere Kosten sind allerdings in den vergangenen Jahren gestiegen. Genau diese Steigerung müssen wir an anderer Stelle durch‘ Einsparungen ausgleichen.“

 

Für die Periode von 2009 bis 2012 hatte die KEF in ihrem 16. Bericht der ARD einen Finanzbedarf von 25,176 Mrd. Euro anerkannt. Für die folgende Periode hatte die KEF dann in ihrem 19. Bericht der ARD einen Finanzbedarf von 25,897 Mrd. Euro anerkannt. Das ist, wenn auch eine geringe, Steigerung von 2,8 Prozent. Allerdings kann die ARD auf folgenden Fakt verweisen: „Die Anmeldung liegt um 86,5 Mio. € unterhalb der von der KEF fortgeschriebenen Programmaufwendungen. Dabei hat die Kommission die angepassten Teuerungsraten zugrunde gelegt. Sie erkennt daher die Anmeldung der ARD an.“ (Teilziffer 67 des 19. KEF-Berichts) Aus dieser Äußerung geht auch hervor, dass die KEF den Sendern steigende Aufwände im Rahmen vorgegebener Teuerungsratenzugesteht. Das Problem der Sender sind die steigenden Personalkosten. Zum einen liegen die tarifvertraglichen Vereinbarungen oftmals über den von der KEF vorgegebenen Steigerungsraten. Zum anderen steigen die für die Altersversorgung festangestellter Mitarbeiter zurückzulegenden Mittel überdurchschnittlich.

So stellt die KEF in ihrem 19. Bericht fest, dass im Zeitraum 2009 – 2012 die Programmaufwendungen bei der ARD 93,4 Mio. Euro unter dem anerkannten Bedarf lagen, während die Personalaufwendungen den im 16. Bericht anerkannten Bedarf um 154 Mio. Euro und die für die betrieblichen Altersversorgung zurückgelegten Mittel um 209 Mio. Euro überschritten. (Siehe Teilziffer 22 des 19. KEF-Berichts)

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