AG DOK bricht Verhandlungen mit ARD ab

 

Die Verhandlungen zwischen ARD und AG DOK über bessere Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduktion im deutschen Fernsehen sind gescheitert. Sie wurden nach sechs Verhandlungsrunden, die über zwei Jahre gingen, ergebnislos abgebrochen.

 

 

„Wir hätten zwar hier und da ein paar kosmetische und Verbesserungen erreichen können, aber in den zentralen Fragen hat sich die Sender-Seite keinen Millimeter bewegt“, resümiert AG DOK-Vorsitzender Thomas Frickel. Ziel der Gespräche sollte die Vereinbarung fairer Vertragsbedingungen in einem Programm-Bereich sein, der zwar im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags steht, der aber von den Sendern finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird. Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnieren seit Jahren ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau. Während jede einzelne Sendeminute mit Talkmaster Günter Jauch der ARD 4487,18 Euro wert ist, müssen zeit- und arbeitsintensive dokumentarische Programme mit einem Bruchteil dieses Betrages zurechtkommen.

Dem epd sagte Frickel, zu den derzeitigen Bedingungen sei es für die Produzenten unwirtschaftlich, für die ARD Dokumentarfilme zu produzieren. Die Dokumentarfilmer seien es seit Jahren gewohnt, unter Preis zu arbeiten. Ziel der Gespräche mit der ARD sei gewesen, faire Vertragsbedingungen für einen Programmbereich zu vereinbaren, der im Mittelpunkt des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags stehe, der jedoch von den Sendern „finanziell ausgetrocknet und vernachlässigt wird“. Die Mittel für unabhängige Dokumentarfilmproduktionen stagnierten seit Jahren „ohne Inflationsausgleich auf unterstem Niveau“.

Die Produzentenallianz, deren vor kurzem gegründete Dokumentarfilm-Sektion ebenfalls beteiligt war, äußerte sich auch enttäuscht. „Die ARD verkennt offenbar den Stellenwert der Kreativität für das Programm“, so Dagmar Biller, Vorsitzende des Sektionsvorstands.

Die gemeinsame Forderung nach einem Produzen­tenhonorar, das bei den Talkshows neben dem Moderatorenhonorar sowie einem einkalkuliertem Gewinn gezahlt wird, „wäre ein wichtiger Schritt für die Konsolidierung der dokumentarischen Produktionslandschaft. Viel steht auf dem Spiel: Es geht um die Absicherung von Kreativen, die mit ihren Filmen eine entscheidende Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks darstellen.“

Die ARD wollte, so Thomas Frickel, „für so genannte voll finanzierte Auftragsproduktionen noch nicht einmal die tatsächlichen Produktionskosten“ anerkennen. Die Sender hätten zentrale und für das wirtschaftliche Überleben der kleinen und mittleren Produktionsfirmen entscheidende Kalkulationsposten rigoros als „nicht verhandelbar“ bezeichnet. Abweichungen sollten allenfalls „im Einzelfall“ und „mit besonderer Begründung“ möglich sein.

Die ARD hat am Freitagabend laut dwdl.de ihr Bedauern darüber geäußert, dass die AG DOK „nach langen und konstruktiven Gesprächen die Verhandlungen über neue Rahmenbedingungen für die Dokumentarfilmproduzenten als gescheitert ansieht“. Letztlich habe sich die AG DOK aus Sicht der ARD nur aufgrund einer offenen Forderung an einer Einigung gehindert gesehen, zu der die ARD am Ende zudem noch einen Kompromissvorschlag vorgelegt habe.

Nun, es war die Forderung nach fairen und ausgewogenen Vertragsbedingungen. Da wollte die AG DOK keine Abstriche zu lassen, insbesondere in der Frage, dass „vollfinanzierte Auftragsproduktionen“ auch voll finanziert werden.

Die Bundesländer hatten die öffentlich-rechtlichen Sender 2008 in einer Protokollnotiz zum 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag aufgefordert, den Urhebern und freien Produzenten „ausgewogene Vertragsbedingungen und eine faire Aufteilung der Verwertungsrechte“ zu gewähren. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatte im Oktober bei der Eröffnung des Dokumentarfilmfestivals DOK Leipzig kritisiert, dass ARD und ZDF notwendige Recherchen oft nicht mehr bezahlten und auf die Schultern engagierter, kleiner Produzenten abwälzten.

Die AG Dok hat rund 850 Autoren, Regisseure und Produzenten als Mitglieder. Der Bereich Dokumentation der Produzentenallianz umfasst knapp 20 Produktionsunternehmen.

 

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