AfD-Erfolge kein „Aufbegehren der (ostdeutschen) Abgehängten“

Bemerkenswerte intellektuelle Energie und nicht geringe institutionelle Ressourcen sind dabei vor allem von linker Seite in eine stetig anwachsende Deutungsindustrie geflossen, der es darum zu tun ist, den Siegeszug der AfD mit den Sorgen und Nöten unterprivilegierter Sozialmilieus in Verbindung zu bringen. Zwar belegen mittlerweile zahlreiche wahlsoziologische Analysen, dass die Rechtsnationalen bei praktisch allen gesellschaftlichen Gruppen punkten konnten und ihre Kernwählerschaft unter Selbstständigen und in Mittelschichtsmilieus haben. Gleichwohl vergeht nach wie vor kaum ein Tag, an dem nicht das große „Aufbegehren der Abgehängten“ beschworen wird. Im selben Atemzug folgt die Mahnung, die von entkoppelten Eliten enttäuschten und über neoliberale Politik empörten Protestwählenden wieder zurückzugewinnen. Was in der Regel bedeutet, der AfD auf den Mund zu schauen und zumindest schon mal rhetorisch mehr „Patriotismus“ (Cem Özdemir), „Heimat“ (Sigmar Gabriel) oder schlicht „Deutschland“ (Sahra Wagenknecht) zu wagen.

 

Stephan Lessenich, sueddeutsche.de, 02.01.2018 (online)

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Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
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Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)