Zwischen Glaskugel und professioneller Expertise – Die Macht der Meinungsforscher und des Kommentariats

Wann:
30. Mai 2017 um 19:00 – 22:00
2017-05-30T19:00:00+02:00
2017-05-30T22:00:00+02:00
Wo:
Landesvertretung Rheinland-Pfalz
In den Ministergärten 6
10117 Berlin
Deutschland

Journalismus ist die Profession, bei der man nach den Ereignissen das wusste, was man vorher nicht geschrieben oder gesendet hat. Der Rohstoff für die Interpretationen und Meinungen kommt meist aus der Werkstatt der boomenden Branche der Meinungs- und Wahlforscher. Für viele Journalisten auf der Suche nach der fetzigen Schlagzeile sind sie das „innere Geländer“ für ihre Einschätzungen und Bewertungen.

Doch zunehmend wird die Leistungsfähigkeit der sehr unterschiedlich aufgestellten Institute hinterfragt. Die Summe der Fehleinschätzungen vor der Brexit-Abstimmung, den US-Wahlen und sogar im „kleinen“ Saarland hat die Grenzen der Meinungsforscher sichtbar gemacht und die Nervosität bei den Auftraggebern erhöht.

Gleichwohl wirkt die Flut an seriösen oder unseriösen Umfragen auch auf Politiker und
Parteistrategen, die mit ihrem jeweiligen Demoskopie-Marktwert auch ihr Schicksal verbinden: Ohne demoskopisch festgestellte Machtperspektive gibt es keine Medien-Präsenz; ohne Präsenz keine erfolgsversprechenden Wahlaussichten, ohne aussichtsreiche Wahl- und Koalitionsoptionen keine Machtperspektive.

Diesen Kreislauf versuchen manche Demoskopen in Experten-Gesprächen in den Medien zu befeuern und treten häufig auch als strategische Akteure im Meinungswettstreit auf. Gleichzeitig kommen immer mehr Anbieter auf den Markt, die mit neuen Methoden – etwa dem Rückgriff auf Online-Befragungen, „Omnibus-Fragen“ oder der Auswertung von big data oder micro-targeting – sicherere Ergebnisse als die etablierte Konkurrenz versprechen.

Gründe genug, vier Monate vor der Bundestagswahl einen Branchen-Check vorzunehmen und die Spreu vom Weizen zu trennen.

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Zitat der Woche
Gut zur Entgiftung des öffentlichen Diskurses wäre es, auch in den Beiträgen jener, die anders denken als man selbst, die klügsten Gedanken zu suchen, nicht die dümmsten. Man läuft natürlich dann Gefahr, am Ende nicht mehr uneingeschränkt Recht, sondern einen Denkprozess in Gang gesetzt zu haben.   Klaus Raab, MDR-Altpapier, 25.05.2020, (online)    
Out of Space
Auf seinem YouTube-Kanal „Ryan ToysReview“ testet der kleine Amerikaner Ryan seit März 2015 allerhand Spielzeug. Die Beschreibung des erfolgreichen Channels ist simpel: „Rezensionen für Kinderspiele von einem Kind! Folge Ryan dabei, wie er Spielzeug und Kinderspielzeug testet.“ Ryan hat 17 Millionen Abonnenten und verdient 22 Millionen Dollar im Jahr. Berliner Zeitung, 04.12.2018 (online)